- Regie:
- Ole Bornedal
- Land und Erscheinungsjahr:
- Dänemark 2007
- Altersfreigabe der FSK:
- ab 12 Jahren
- Altersempfehlung:
- sehenswert ab 12 Jahren
- Länge:
- 93 Minuten
- Kinostart:
- 14. August 2008
Ulla Harms (eine doppeldeutige Anspielung auf das englische harmful = schädlich und harmless = harmlos) nennt sich die neue Vertretungslehrerin in der Klasse 6b der örtlichen Schule. Eine Salmonellenvergiftung hat die bisherige Klassenlehrerin ans Krankenbett gefesselt und Ulla Harms auf den Plan gerufen. Diese ist, wie gleich in der Eingangssequenz gezeigt wird, als Alien von einem fernen Planeten in Form einer Kugel in einer Hühnerfarm auf die Erde gelangt, um für ihre Spezies eine Invasion vorzubereiten. Dafür bedient sie sich der Kinder. Carl, der sich nach dem schockierenden Unfalltod seiner Mutter nach außen hin verschließt und zum Außenseiter in der Klasse wird, bemerkt als Erster, dass mit dieser Lehrerin etwas nicht stimmt. Sie kann sogar seine Gedanken an die verstorbene Mutter lesen und auch sonst nutzt sie ihre intellektuelle Überlegenheit gegenüber den Kindern erbarmungslos aus und schikaniert sie bei jeder Gelegenheit.
Dieses rigide, geradezu unmenschliche Verhalten schweißt die Klasse, der auch die neue Mitschülerin Rikke angehört, fester zusammen, so dass Carl mit seinem Verdacht bei ihnen allmählich Gehör findet. Weniger Erfolg haben die Kinder bei den alarmierten Eltern, die zwar eine Elternversammlung einberufen, sich durch den Charme von Ulla Harms und einem von ihr ebenfalls aus der Kugel transformierten Erziehungsminister blenden lassen. Statt ihren Kindern schenken sie den Ausführungen des Schulpsychologen Glauben, der die Anschuldigungen der Schüler und Schülerinnen als überbordende Fantasie durch zu viel Medienkonsum abtut. Zu allem Überfluss macht sich Ulla Harms, die weiß, wie sie die Kinder psychisch unter Druck setzen kann, auch noch an Carls Vater heran und überredet ihn dazu, die Klasse bei einem Schulausflug nach Paris zu begleiten. Dort allerdings kommen die Kinder niemals an. Als der Bus in die Hühnerfarm abbiegt, dem Landeplatz des Alien, ahnt Carl, dass nur er allein sich und die anderen noch retten könnte.
Einem internationalen Publikum bekannt wurde der dänische Regisseur Ole Bornedal erstmals durch seinen Psychothriller „Nightwatch“. Mit seinem neuen Werk „Alien Teacher“ trat er an, um neue Standards für Kinder- und Jugendfilme aus Skandinavien zu schaffen, die dank einer konsequenten Förderpolitik in Europa in punkto Qualität ohnehin seit vielen Jahren ganz weit vorne liegen. Noch vor wenigen Jahren waren Fantasy- und Horrorelemente im Bereich des Kinderfilms allenfalls in Märchenverfilmungen anzutreffen. Dies hat sich nicht zuletzt durch internationale Großproduktionen wie die „Harry Potter“-Serie stark geändert, so dass Bornedal hier lediglich eine allgemeine Entwicklung aufgegriffen und konsequent weiterentwickelt hat. Er greift dabei auf klassische Science-Fiction-Elemente zurück und inszeniert die Geschichte nicht nur mit professionell gemachten Special Effects und Licht- und Toneffekten, sondern auch mit einer hochkarätig besetzten Darstellerriege durch Paprika Steen als Ulla Harms und Ulrich Thomsen als Carls Vater.
In seiner handwerklichen Perfektion nimmt es der Film daher mühelos mit entsprechenden Hollywood-Produktionen auf. Dass es dem Film dabei keineswegs auf rein äußere Schau- und Schockeffekte ankommt, wird durch den in Carls Erinnerung mehrfach wiederholten Unfalltod der Mutter deutlich, der sehr dezent und sparsam inszeniert wurde. Durch seine bewusste Übertreibung fast schon wieder lustig wirkt der inszenierte Horror, etwa wenn die Kinder geschockt den Schulausflug antreten und ihre Enttäuschung über die Eltern allein durch ihre Gesten und Blicke deutlich wird. Einige Horrorvisionen eines jeden Schülers, verdichtet in der fiktiven Form des Science-Fiction-Genres, werden allerdings deutlicher gezeigt, indem die Vertretungslehrerin die Klasse schikaniert und weit über das pädagogische Ziel hinausgeht, sich für allwissend, alle Kinder hingegen für dumm hält, gnadenlos deren individuelle Schwächen ausspielt, sie im Sportunterricht drillt und demütigt.
Der Film wurde bereits auf vielen internationalen Festivals gezeigt und erhielt unter anderem Auszeichnungen auf dem Internationalen Festival für Kinder und junges Publikum in Chemnitz 2007, mehrere Hauptpreise beim Internationalen Kinder- und Jugendfilmfestival in Schweden (darunter auch den Filmpreis der Schwedischen Kirche) sowie den Publikumspreis beim Toronto Kinder-Film-Fest 2008.
Neben der Horrorvision einer ungerechten und im wahrsten Sinn des Wortes unmenschlichen Lehrerfigur greift der Film weitere Themen auf, die im Alltag von Kindern und Jugendlichen mitunter eine große Rolle spielen. Da sind zunächst einschneidende Erfahrungen im Leben, die zur echten Herausforderung werden. Für Carl ist das der Tod eines geliebten Menschen, für Rikke der Umzug und die Neuorientierung in einer fremden Klasse. Rikke trägt übrigens lange Haare, die Carl sich nach dem Autounfall – psychologisch stimmig – rigoros abschneidet und damit auch äußerlich zum Außenseiter wird. Beide Kinder werden schließlich in die Klasse integriert, die sich durch die Bedrohung von außen solidarisiert und zusammenwächst.
Den Kindern gegenüber steht die gesamte Erwachsenenwelt. In der Schule ist das nicht nur Ulla Harms, sondern auch Claus, der Schulpsychologe, der von Carl veralbert wird, weil dieser ihm als typischer Fachidiot alles glaubt, ohne wirklich auf ihn einzugehen. Die Eltern der Schüler und auch Carls Vater wiederum halten die realen Ängste ihrer Kinder lediglich für überbordende Fantasie und Ergebnis von zu viel Medienkonsum. Sie richten sich in ihrer Autoritätsgläubigkeit lieber nach den offiziellen Verlautbarungen. Im Gegensatz zu Ulla Harms haben sie aber echte Gefühle, die dem Alien vollkommen fremd sind. In der Charakterisierung dieses Wesens arbeitet der Film sehr anschaulich wichtige positive menschliche Eigenschaften und deren Wert für unsere Gemeinschaft heraus: die Empathie, also das Einfühlungsvermögen und Mitleiden, sowie die Liebe, die am Ende siegt (bei Carl und seinem Vater gleichermaßen). So macht der Film nicht nur durch seine Genre-Elemente sichtlichen Spaß, sondern versöhnt durch sein Happy End auch mit einigen Horrorszenen.
HanisauLand ist eine Webseite für Acht- bis 14jährige. Wir veröffentlichen nur Beiträge von Kindern und Jugendlichen. Gerne können Sie uns über die E-Mail-Adresse redaktion(at)hanisauland.de eine Nachricht senden.
Viele Grüße, Ihr HanisauLand-Team