Hanisauland: Lexikon @todo: aus Preprocess

Der japanische Filmemacher Kohki Hasei drehte 2007 einen Dokumentarfilm auf der Mülldeponie Smoky Montain in Manila. Dort wohnen und arbeiten auch viele Kinder. Denn nur so können sie überleben. Aus der Begegnung mit ihnen entstand die Idee, in einem langen Spielfilm ihre Sorgen und Nöte widerzuspiegeln. Den blinden Musiker Peter hat der Regisseur schon vor den Dreharbeiten in Manila kennengelernt. Viele Straßenkinder wurden dann kurzfristig vor Ort gecastet und spielen im Film ein Stück weit sich selbst. Lediglich Cydel Gabutero in der Rolle von Blanka, die für diesen Film erstmals vor der Kamera stand, kommt nicht von der Straße. Sie ist kein Waisenkind und lebt auch nicht in Manila. Aber die Lieder im Film sind tatsächlich von ihr selbst gesungen. Der deutsch synchronisierte Film belässt sie zum Glück im Original, was den Film besonders authentisch macht. Cydel Gabutero verkörpert Blanka vollkommen glaubwürdig und rundum sympathisch.

Regisseur Kohki Hasei ist es gelungen, mit seinem Film tiefere Einblicke in das Leben der Straßenkinder von Manila zu geben. Deren Alltag ist nicht nur von Not und Traurigkeit bestimmt, sondern auch von vielen spielerischen Momenten des Glücks, der Hoffnung und der Mitmenschlichkeit. Ruhige, poesievolle Szenen, in denen die Kamera zum genauen Beobachter wird, wechseln mit dramatischen Ereignissen ab, die aber nie voll ausgespielt werden. Andererseits verschweigt der Film nicht, dass Missgunst und Konkurrenzkampf unter den Straßenkindern an der Tagesordnung sind und den Kindern überall Gefahren drohen. Allein im Großraum Manila gibt es schätzungsweise 80.000 Straßenkinder, von denen etwa ein Viertel ganz ohne Familienkontakte aufwächst wie Blanka. Eine der Ursachen dafür liegt in der tiefen Spaltung der Gesellschaft zwischen Arm und Reich. Wohlfahrtsorganisationen gehen übrigens davon aus, dass es auch in Deutschland Straßenkinder gibt, wenn auch in weit geringerem Ausmaß als beispielsweise auf den Philippinen. Der bewegende Film wurde 2015 gleich doppelt auf den Filmfestspielen von Venedig ausgezeichnet, bevor er seinen Siegeszug auch auf internationalen Kinderfilmfestivals antrat.

Der Film entlässt sein Publikum mit einem guten Gefühl der Hoffnung und der Zuversicht. Denn Blanka hat sowohl in dem kleinen Sebastian als auch in Peter als einem Vertreter der älteren Generation zuverlässige und loyale Verbündete gefunden. Fast beiläufig und vor allem ohne erhobenen Zeigefinger weist der Film zugleich auf wichtige Kinderrechte hin (siehe auch das Hanisauland-Spezial Kinderrechte) wie das Recht auf Fürsorge, auf Bildung und Gesundheit, auf Schutz vor Ausbeutung und Kinderarbeit sowie auf den Schutz vor Gewalt. Diese Rechte gelten für alle Kinder auf der Welt, werden aber nicht nur auf den Philippinen noch sträflich vernachlässigt oder den Kindern ganz vorenthalten.