- Regie:
- Mark Osborne, nach dem Literaturklassiker „Le Petit Prince“ von Antoine de Saint Exupéry
- Land und Erscheinungsjahr:
- Frankreich 2015
- Altersfreigabe der FSK:
- ab 0 Jahren
- Altersempfehlung:
- sehenswert ab 8 Jahren
- Länge:
- 107 Minuten
- Kinostart:
- 10. Dezember 2015
Ein etwa neunjähriges Mädchen, das im Film keinen Namen trägt, wird von einer alleinerziehenden ehrgeizigen Mutter auf Höchstleistung getrimmt. Es soll die Aufnahmeprüfung für eine angesehene Schule schaffen. Der Plan der vielbeschäftigten Geschäftsfrau misslingt jedoch, das Mädchen scheitert an einer einfachen Frage. Daraufhin ziehen Mutter und Tochter in das Einzugsgebiet dieser Schule, denn dann muss sie aufgenommen werden. Das funktional und modern ausgestattete Heim, das seltsamerweise zum Verkauf stand, befindet sich direkt neben einem Grundstück mit einer uralten Villa. Das Gebäude will so gar nicht in diese Umgebung passen. Es wird von einem kauzigen Alten bewohnt, der früher Pilot war und in dessen Garten ein altes kaputtes Flugzeug steht. Die gesamte Nachbarschaft hält ihn für unberechenbar und gefährlich. Tatsächlich durchschlägt der Propeller die Hauswand, als der Pilot das Flugzeug testen will. Er entschuldigt sich bei dem Mädchen mit einem Papierflieger, gefaltet aus der ersten Seite des „kleinen Prinzen“. Die Zeichnungen auf dem Blatt wecken schließlich seine Neugier.
Statt dem von der Mutter bis auf die Minute exakt aufgestellten Lebensplan zu folgen und von früh bis nachts für die Schule zu büffeln, fühlt sich das Mädchen von dem geheimnisvollen Alten magisch angezogen und verbringt mit ihm bald jede Stunde des Tages. Er gibt ihr nach und nach die weiteren Blätter des Buches zu lesen, das er einst geschrieben, aber nie veröffentlicht hat. Immer stärker wird das Mädchen so in die Geschichte des kleinen Prinzen hineingezogen, der seinen winzigen Heimatplaneten verlässt, um andere Asteroiden zu besuchen. Auf diesen lebt jeweils nur ein einziger, höchst seltsamer Erwachsener. Schließlich kommt der kleine Prinz auf die Erde. Er trifft dort den Flieger, der mit seiner Maschine in der Wüste abgestürzt ist. Er begegnet auch dem Fuchs, der ihn lehrt, was Freundschaft bedeutet. Am Ende der Geschichte beschließt der kleine Prinz auf seinen Planeten zurückzukehren.
Ein ähnlich schmerzvoller Abschied droht nun auch dem Mädchen, als der alte Mann ins Krankenhaus eingeliefert und wohl bald sterben wird. Dieser bestärkt es noch einmal darin, sich auf Mut und Fantasie zu verlassen und das im Leben zu berücksichtigen, was das kleine Mädchen aus der Geschichte gelernt hat.
Der amerikanische Regisseur Mark Osborne, der auch schon Co-Regie bei dem Animationsabenteuer „Kung Fu Panda“ geführt hatte, kam auf die Idee, die Geschichte des kleinen Prinzen in eine Rahmenhandlung einzubetten, statt sie für einen Kinofilm weiter auszubauen. Nur so war er sich sicher, den Geist der Vorlage zu bewahren, die an keiner Stelle verändert oder ausgeschmückt wurde. Um die Handlung des Buches und die der Rahmenhandlung, die sich immer wieder gegenseitig durchdringen, deutlich voneinander unterscheidbar zu machen, hatte er noch eine weitere wichtige Idee. Die Rahmenhandlung wurde mit modernster Computeranimationstechnik gedreht und ist kühl beziehungsweise dunkel gehalten. Die Szenen aus dem Buch, die sich das Mädchen in seiner Fantasie vorstellt, dagegen sind als Puppentrickfilm und hell gestaltet. Es sind einfache Figuren mit klaren Formen und Farben, die nach alter Handwerkskunst Bild für Bild im sogenannten Stop-Motion-Verfahren in fließende Bewegungen versetzt wurden. Die ungewöhnliche Kombination zweier so verschiedener Animationstechniken war ein Wagnis, ist aber sehr gelungen. Zugleich wurde damit der unabdingbare Schutz der Originalvorlage noch einmal betont, die vor über 70 Jahren geschrieben wurde. Das Puppentrick-Verfahren gab es schon damals, die Technik, Bilder, komplett im Computer zu animieren, noch nicht. Bei dieser Technik konnte die Produktion auf die besten Animationsspezialisten in den USA zurückgreifen, während die Ideen für den Film und die zeichnerischen Entwürfe in Frankreich entstanden. Zu diesem Zweck zog der Regisseur mit seiner ganzen Familie sogar für einige Monate nach Paris.
Dem Film ist es gelungen, den Geist der Vorlage zu bewahren und ihn zugleich auf die moderne Gegenwart zu übertragen. Die im Roman eher angedeutete Gesellschaftskritik ist dank der Rahmenhandlung sehr konkret. Da geht es nicht nur um die schon bei Saint Exupéry geäußerte Mahnung, dass Kinder auch Kinder sein dürfen, und Erwachsene das Kind in sich selbst und auch ihre Fantasie bewahren sollten. Oder darum, wie wichtig Freunde sind und der Dialog, etwa der zwischen den Generationen. Der Film zeigt in starker Überzeichnung, wie Kinder von Erwachsenen für ihre eigenen Zwecke benutzt werden können, wie das Streben der Erwachsenen oft nur nach Besitz, materiellem Wohlstand und bloßer Funktionalität ausgerichtet ist und alles immer grauer und dunkler wird. Vor diesem Szenario hebt sich die humanistische Botschaft der Literaturvorlage umso heller ab. Der Fuchs, der vom Prinzen gezähmt worden ist, bringt es auf den Punkt: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ Und daher wird jemand, den wir mit dem Herzen lieben, auch immer in unserem Herzen weiterleben. Eine schöne Botschaft, gerade zu Weihnachten.
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