- Regie:
- Lars Büchel, nach dem Jugendbuch von Paul Maar
- Land und Erscheinungsjahr:
- Deutschland 2009
- Altersfreigabe der FSK:
- ab 6 Jahren
- Altersempfehlung:
- sehenswert ab 8 Jahren
- Länge:
- 100 Minuten
- Kinostart:
- 8. Oktober 2009
Der elfjährige Philipp, genannt Lippel, wohnt zusammen mit seinem Vater, dem Nobelkoch Otto Mattenheim, in Passau. Die beiden verstehen sich sehr gut. In der Schule jedoch wird Lippel täglich von seinem Mitschüler Herrmann geärgert. Er ist der Sohn des Konrektors Färber, der es ebenfalls auf Lippel abgesehen hat. Während einer Geschäftsreise seines Vaters soll die neue Haushälterin Frau Jakob auf Lippel aufpassen. Diese entpuppt sich bald als Kinderschreck. Sie schikaniert Lippel auf Schritt und Tritt, spricht ein Verbot nach dem anderen aus. Auch zwingt sie ihn, das zu essen, was er überhaupt nicht mag. Schließlich nimmt sie ihm sogar das Märchenbuch mit den Geschichten aus 1001 Nacht weg, das ihm der Vater vor seiner Abreise geschenkt hat. Während Lippel tagsüber sehr unter Frau Jakob zu leiden hat, träumt er sich des Nachts in die orientalische Märchenwelt des Buches hinein. Dort verwandelt sich sein Vater in einen König, dessen Kinder Hamide und Arslan der bösen Schwägerin im Weg stehen. Denn sie will selbst Königin werden. Sie heckt einen bösartigen Plan aus und schickt die Kinder buchstäblich in die Wüste. Mit ihnen hat Lippel waghalsige Abenteuer zu bestehen.
Unterdessen spitzt sich tagsüber die Lage mit der Haushälterin zu. Zufällig belauscht Lippel ein Telefongespräch zwischen Frau Jakob und ihrer Mutter. Sie erzählt, dass sie Lippels Vater heiraten will. Als Lippel den streunenden Hund Muck in die Wohnung bringt, sperrt Frau Jakob den Jungen in den dunklen Keller, obwohl dieser sich doch so vor der Dunkelheit fürchtet. Im Traum bekommt Lippel Hilfe von der liebenswerten Tochter eines Herbergswirts. Diese sieht Serafina, einer Mitarbeiterin von Lippels Vater, täuschend ähnlich. Serafina ist schon länger heimlich in Otto verliebt. Im Traum bezwingen Lippel und die beiden Königskinder zusammen mit dem Hund Muck die böse Schwägerin. Mit gestärktem Selbstbewusstsein versucht Lippel, nun auch in der Realität gegen das Böse zu kämpfen. Er setzt sich mit ganzer Kraft gegen die Haushälterin zur Wehr und öffnet seinem Vater die Augen, damit er nicht Frau Jakob, sondern seine Mitarbeiterin Serafina heiratet.
Im Unterschied zur Erstverfilmung des Jugendbuchs 1990 von Karl Heinz Käfer setzt der Regisseur Lars Büchel in seiner Neuverfilmung den Schwerpunkt auf den Unterhaltungswert der Geschichte. Denn im Kino soll sich „Lippels Traum“ gegen überwiegend amerikanische Familienfilme behaupten können, bei denen Unterhaltung ebenfalls groß geschrieben wird. Deshalb wurde in der jetzigen Verfilmung darauf geachtet, die ursprünglich dramatischer angelegte Geschichte möglichst humorvoll und lustig zu erzählen und traurige Szenen abzuschwächen. So gibt es im Film zahlreiche slapstickartige (überzeichnete) Verwicklungen, die auf Kosten von Lippels Widersachern und vor allem der Erwachsenen gehen. Selbst Lippels Lehrer sind weitaus witziger angelegt als in der ursprünglichen Geschichte. Eindeutig zur Freude der Kinder erfolgt auch die „Bestrafung“ der Haushälterin, wobei Dutzende von Spinnen, aber auch der Hund Muck eine wichtige Rolle spielen.
Teile der orientalischen Märchenwelt sind übrigens nicht im Studio und im Computer entstanden. Einige Sets, das sind eigens für den Film gebaute Kulissen, wurden in Nordafrika errichtet. Dort, im marokkanischen Ort Quarzazate, fand ein Teil der Dreharbeiten inmitten einer echten Wüste statt. Bemerkenswert ist die Besetzung der Erwachsenenrollen mit der Komödiantin Anke Engelke als niederträchtiger Haushälterin und Moritz Bleibtreu in seinem ersten Familienfilm als Lippels Vater. Karl Alexander Seidel in der Rolle von Lippel ist unter anderem schon in „Hände weg von Mississippi“ aufgetreten und hat als Synchronsprecher schon mehreren echten und gezeichneten Filmfiguren seine Stimme geliehen.
An diesem Film hat auch der Autor des Buches Paul Maar mitgearbeitet. So wird er mit den Veränderungen an seiner Buchvorlage einverstanden gewesen sein. Die Grundaussage seiner Geschichte aber blieb voll erhalten: dass es notwendig ist, zu träumen und dass gerade die Fantasie über eine große Kraft verfügt. Für Kinder ist das besonders wichtig. Sie müssen lernen, mit der Wirklichkeit umzugehen. Sie sollen eine aktive Rolle übernehmen, die sie zu Mitgestaltern dieser Wirklichkeit macht. Träume helfen ihnen bei dieser Aufgabe.
Zugleich bestätigt der Film sie darin, dass kleine Träumer und etwas ängstliche Kinder nichts Schlechtes sind. Erwachsene denken das manchmal. Lippel lernt erst durch seine Träume, sich auch in der realen Welt besser zurechtzufinden. Er entdeckt in der von ihm geschaffenen Märchenwelt neue Möglichkeiten. So sieht er alles aus einem anderen Blickwinkel, der ihm gestattet, Lösungsansätze für die Probleme des Alltags zu entwickeln. Das ist beim Träumen nicht viel anders als beim Betrachten eines Films.
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