- Regie:
- Eric Darnell, Tom McGrath
- Land und Erscheinungsjahr:
- USA 2004
- Altersfreigabe der FSK:
- ab 0 Jahren
- Altersempfehlung:
- sehenswert ab 6 Jahren
- Länge:
- 84 Minuten
- Kinostart:
- 14. Juli 2005
Sie sind die absoluten Stars im Zoo des New Yorker Central-Parks: der eitle Löwe Alex, das vorlaute Zebra Marty, die überängstliche Giraffe Melman und die mütterliche Nilpferddame Gloria. Die vier sind befreundet und leben seit ihrer Geburt im Zoo sorgenfrei in den Tag hinein. Für ihr tägliches Essen ist gesorgt, die medizinische Versorgung ist gewährleistet und nirgendwo droht ihnen Gefahr. Im Gegenteil sie werden von allen Zoobesuchern tagtäglich bewundert.
Doch dann gerät das Zebra Marty in eine Art midlife-crisis und möchte die Welt außerhalb des Zoos entdecken. Inspiriert durch den Fluchtversuch einiger Pinguine macht auch Marty sich eines Nachts auf. Als die Freunde mitbekommen, dass Marty verschwunden ist, folgen sie ihm in die Stadt, um ihn zurückzuholen. Sie haben aber nicht mit den Menschen gerechnet, die ihnen diesmal keine Bewunderung zollen, sondern in Panik davonlaufen. So kommt es, dass die Tiere bald von einem großen Polizeiaufgebot umstellt und betäubt werden. Unterdessen haben Umweltschützer Alarm geschlagen, die eine Auswilderung der Tiere verlangen. Unversehens finden sich die Freunde zusammen mit den Pinguinen auf einem Containerschiff Richtung Afrika wieder. Weil die Pinguine lieber in ihre alte Heimat, die Antarktis, wollen, kapern sie kurzerhand das Schiff. Dabei gehen die Kisten mit den vier Freunden über Bord und werden an den Strand der Insel Madagascar gespült.
Die Tiere, die sich bisher um nichts in ihrem Leben kümmern mussten, sind in der fremden Umgebung ganz auf sich gestellt und müssen mühsam lernen, wie man in der Wildnis überlebt. Das stellt auch ihre Freundschaft auf eine harte Probe, zumal es bald zu Konflikten kommt und der Löwe Alex zu seinem Entsetzen entdeckt, dass seine tierischen Instinkte in der Wildnis erwacht sind. Sein Hunger nach frischem Fleisch wird geradezu übermächtig.
„Madagascar“ kommt aus derselben Trickfilmschmiede wie „Shrek 2“ und „Große Haie – Kleine Fische“ und ist komplett im Computer animiert worden. Auch bei diesem Film hat man sich zwar der neuen CGI-Technologie (computergenerierte Bilder) bedient, die in den letzten zehn Jahren gewaltige Fortschritte verzeichnen konnte. Allerdings ging es diesmal weniger darum, die dreidimensionalen Figuren so realistisch und lebensecht wie möglich zu gestalten, sondern man wollte sich mit neuen Mitteln dem „altmodischen“ Zeichentrickfilmstil der 1960er Jahre anpassen und die leicht überzeichneten Figuren nun auch auf elektronischem Weg bis ins Extrem hin verformbar machen. Das war bisher nur mit dem Zeichenstift möglich und erforderte eine Modifikation und Weiterentwicklung der vorhandenen Software. Auch stilistisch sollten die Figuren an die klassischen Slapstick-Comedys der Trickfilme und Kinderbücher jener Zeit erinnern, bei denen sich der Humor schon durch heraustretende Augen oder überdimensional aufgerissene Münder entwickelte. Um sowohl die Tiere als auch die differenziert ausgearbeiteten Hintergründe mannigfach zu beleben, fielen kaum vorstellbare Datenmengen an, die der Computer zu bewältigen hatte. Allein die Mähne des Löwen Alex setzt sich aus 50.000 verschiedenen Strähnen zusammen, die seinen Bewegungen über Hunderte von manuell gesetzten Kontrollpunkten folgen und auf alle äußeren Einwirkungen reagieren. Bei der Gestaltung des farbenprächtigen Dschungels in Madagascar mit seiner tropischen Vegetation hat man sich sowohl an reale Vorgaben aus der Tier- und Pflanzenwelt gehalten, wie etwa die Lemuren, eine nur auf dieser Insel vorkommende Tierart, als auch auf Bilder des französischen Malers Henri Rousseau (1844-1910) als Inspirationsquelle zurückgegriffen.
Wohl mehr für ein erwachsenes Publikum gedacht sind einige philosophische Fragestellungen des Films und die zahlreichen Szenen, die auf bekannte amerikanische Realfilme anspielen. Die jüngeren Zuschauer, die dieses Hintergrundwissen noch nicht haben, werden gleichermaßen ihre Freude an den sprachlichen und visuellen Gags, den lustigen Figuren und den Slapstickelementen haben. So ist der Film bewusst auf ein möglichst breites Publikum zugeschnitten, um Jung und Alt gleichermaßen zu begeistern.
„Madagascar“ versucht eine mögliche Antwort auf die zunächst rein fiktive Frage zu geben, was mit Tieren passieren könnte, die plötzlich aus der Zivilisation eines großen Stadtzoos mitten in die Wildnis eines echten Dschungels geraten, in dem sie noch nie zuvor im Leben gewesen sind und dort „in freier Wildbahn“ überleben müssen. Dass eine solche Frage nicht ganz aus der Luft gegriffen ist, zeigen die realen Auswilderungsversuche von zahmen Tieren in den letzten Jahren, beispielsweise bei dem Killerwal aus „Free Willy“. Zugleich spielt der Film beiläufig und angenehm unaufdringlich mit dem Begriff „Freiheit“. Die Freunde müssen lernen, dass Freiheit kein absoluter Begriff ist, sondern auch Eigeninitiative und Mut des Einzelnen und Toleranz gegenüber dem Anderen verlangt, an dessen Freiheit die eigene Freiheit ihre Grenzen findet.
Unmittelbarer ist das zweite große Thema des Films für Kinder nachvollziehbar, das der Freundschaft. Alle vier Tiere geraten im wilden Dschungel in eine Art Kulturschock und müssen ihr bisheriges Verhalten radikal ändern, was nicht ohne Konflikte abläuft. Als Alex dann merkt, dass seine tierischen Instinkte ihn zum Jäger machen und seine Freunde zur möglichen Beute und er sie vor seinem inneren Auge bereits als fertig portionierte Steaks sieht, zieht er sich erschreckt in die Einsamkeit zurück. Aber echte Freunde lassen einen natürlich selbst bei einem derart existenziellen Problem nicht im Stich, oder?
HanisauLand ist eine Webseite für Acht- bis 14jährige. Wir veröffentlichen nur Beiträge von Kindern und Jugendlichen. Gerne können Sie uns über die E-Mail-Adresse redaktion(at)hanisauland.de eine Nachricht senden.
Viele Grüße, Ihr HanisauLand-Team