- Regie:
- Céline Sciamma
- Land und Erscheinungsjahr:
- Frankreich 2011
- Altersfreigabe der FSK:
- ab 6 Jahren
- Altersempfehlung:
- sehenswert ab 12 Jahren
- Länge:
- 82 Minuten
- Kinostart:
- 3. Mai 2012
Zusammen mit ihrem Vater macht sich die zehnjährige Laure auf den Weg in eine fremde Stadt. In der neuen Wohnung warten die schwangere Mutter und Laures sechsjährige Schwester Jeanne auf die beiden. Zum Glück sind Sommerferien, Laure muss nicht gleich in die Schule. Umzug, Schwangerschaft und Job bedeuten für die Eltern viel Stress. Zum Ausgleich kümmert sich Laure liebevoll um ihre Schwester. Die Geschwister verstehen sich blendend und haben trotz der vier Jahre Altersunterschied viel Spaß miteinander. Vorsichtig beginnt Laure, ihre neue Umgebung zu erkunden.
Sie lernt Lisa kennen, der sie sich nach kurzem Zögern als Michael vorstellt. Lisa ist überzeugt davon, einen Jungen vor sich zu haben. Denn „Michael“ ist burschikos, gibt ruppige Antworten und kann mit den anderen Jungen aus der Nachbarschaft problemlos mithalten – nicht nur beim Fußballspielen. Aus der Freundschaft entwickelt sich bald so etwas wie Liebe – zumindest für Lisa. Ihr imponiert die Art, wie „Michael“ sich bei den anderen Jungen durchsetzt und dennoch einfühlsamer als diese reagiert. Welcher Junge wäre wohl sonst bereit, sich im Spiel von ihr schminken zu lassen und gibt dabei noch eine gute Figur ab? Laure als „Michael“ genießt es, von Lisa bewundert zu werden, von der sie einen Kuss als Liebesbeweis erhält.
Als Jeanne zufällig mitbekommt, dass sich Laure den anderen Kindern gegenüber als Junge ausgibt, hält sie zu ihrer Schwester und sagt auch den Eltern kein Wort. Laures Versteckspiel, das ohne böse Absichten begann, fliegt erst auf, als sich die Mutter eines Jungen bei Laures Mutter beschwert: „Michael“ hat sich mit ihrem Jungen geprügelt. Laures Mutter fällt aus allen Wolken und fordert von ihrer Tochter, die Sache noch vor Ende der Sommerferien in Ordnung zu bringen. Wie werden die anderen und wie wird Lisa reagieren, wenn sie die Wahrheit erfahren?
Es ist die zweite Regiearbeit von Céline Sciamma, deren Debütfilm „Wasserlilien“ in Deutschland nicht zu sehen war. Wenn man mit Kindern in den Hauptrollen dreht, sind üblicherweise mehr Drehtage erforderlich als bei anderen Filmen, Das hat auch damit zu tun, dass Kinder noch nicht von früh bis spät vor der Kamera stehen dürfen. Schließlich wollen sie zwischendurch auch mal spielen, sich ausruhen oder mit ihren Familien zusammen sein. Umso erstaunlicher ist es, dass dieser Film in nur 20 Tagen gedreht wurde und sogar die Vorbereitungszeit, also das Schreiben des Drehbuchs, die Finanzierung des Films und die Suche nach geeigneten Darstellern ungewöhnlich kurz bemessen war.
Dem mit einer digitalen Fotokamera gedrehten Film sieht man das nicht an, er wirkt vollkommen lebensecht und noch dazu professionell gemacht. Das heißt, alles sieht so aus, als wäre es wirklich passiert und nicht als eine Geschichte inszeniert. Bei den Kindern in den Nebenrollen handelt es sich um die wirklichen Spielkameraden aus dem wahren Leben der Tomboy-Darstellerin Zoé Héran. Das hat sicher dazu beigetragen, dass sich die Kinder vollkommen ungezwungen vor der Kamera bewegen und ihr Spiel so natürlich wirkt. Der Film zeigt Zoe und ihre Gefühlsregungen in vielen Großaufnahmen, sodass man ihre Empfindungen sehr gut nachvollziehen kann. Sie ist eine wunderbare Darstellerin. Für ihre Rolle als „Michael“ musste sie ihre langen Haare opfern, aber die wachsen zum Glück wieder nach.
Es gibt Mädchen, die wollen lieber ein Junge sein, und mitunter auch Jungen, die gerne ein Mädchen wären. Einfach ausprobieren, wie sich die andere Rolle anfühlt, nicht auf eine Rolle festgelegt zu werden, diese Freiheit nimmt sich Laure. Und wir können beobachten, wie es ihr Freude macht, sich einmal ganz anders zu verhalten, als es von ihr erwartet wird. Dahinter steht die Frage: Wer oder was möchte ich sein, wie will ich von den anderen wahrgenommen werden? Beim Heranwachsen gehören solche Experimente dazu. Der jungen französischen Filmemacherin Céline Sciamma ist es gelungen, einen ernsthaften Film zu diesem Thema zu drehen, der zugleich äußerst unterhaltsam und hinreißend gespielt ist. Die innige Geschwisterbeziehung zwischen Laure und ihrer Schwester Jeanne sorgt im Film nicht nur für Humor, sie gibt auch ein wunderbares Vorbild für gegenseitigen Respekt in der Familie.
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