Hanisauland: Lexikon @todo: aus Preprocess

Viele Animationsfilme, in denen Tiere die Hauptfiguren sind, vermenschlichen sie sehr. Die Tiere sprechen miteinander, denken und handeln so, wie es auch Menschen tun würden. In „Flow“ passiert das deutlich weniger. Gesprochen wird während des ganzen Films kein Wort, die Tiere fauchen, kreischen und bellen - so wie Tiere es tun. Die Art und Weise aber, wie sie einander helfen, aufeinander Rücksicht nehmen – all das wirft die Frage auf, ob sie sich so verhalten, weil (oder obwohl?) sie Tiere sind oder ob das doch die Art und Weise wäre, wie Menschen miteinander umgehen.

Der Film ist ganz am Computer entstanden, Regisseur Gints Zilbalodis hat dafür das kostenlose Programm „Blender“ verwendet, mit dem schon viele kurze und lange Filme gemacht worden sind. Für die Bewegungen der Tiere hat das Team sehr viele Katzenvideos im Internet angeschaut – und natürlich auch Videos davon, wie sich die anderen Tierarten bewegen, die in „Flow“ vorkommen.

Anders als viele Filme hat „Flow“ keine sofort klare Handlung – die Flutwelle und das steigende Wasser zwingen die Tiere, sich auf diese Reise zu begeben, und natürlich hofft man als Zuschauer, dass die Reise ein gutes, sicheres Ende finden wird. Vor allem aber wechseln sich spannende Momente mit wunderschönen Bildern von Sonnenuntergängen, spektakulären Landschaften und überschwemmten Ruinen ab.

Und es gibt auch witzige Momente, zum Beispiel als der Lemur mit einem Spiegel herumspielt und die Katze dann einem Lichtpunkt hinterherjagt, der durch die Reflexion im Spiegel entsteht.

Es ist schon ein komisches Gefühl, beim Schauen des Films als Mensch auf eine Welt zu sehen, aus der die Menschen offenbar verschwunden sind. Dass es Menschen gibt oder gab, ist in „Flow“ nur noch an den Überresten der Häuser und an den bemerkenswert zahlreichen Katzenstatuen zu sehen. Der Film hat deshalb immer auch eine etwas traurige Grundstimmung, weil anscheinend eine großes Ereignis die Welt massiv verändert hat. Und manchmal wird es auch richtig bedrohlich und gefährlich für die Insassen des kleinen Segelboots.

Zugleich ist die Geschichte dieser Tiere auch eine Geschichte von Hoffnung und von gemeinsamem Überleben in schwierigen Zeiten. Daher ist es sicherlich kein Zufall, dass Lemuren und Sekretärs-Vögel mit an Board der Reise sind. In Realität zählen diese zu den gefährdeten Arten, das heißt, sie sind vom Aussterben bedroht.

Der Film erzählt also eine Geschichte von Tieren, aber lässt sich auch oft als Botschaft für uns Menschen verstehen. Denn so ganz tierisch sind Katze, Hund, Lemur, Wasserschwein und Vogel dann eben doch nicht: Ihr Verhalten lässt sich immer auch als Bild dafür verstehen, wie Menschen sich verhalten können. Dass sie einander unterstützen können, auch wenn sie ganz und gar unterschiedlich sind.

Und schließlich ist „Flow“ auch ein Film über die Kraft von Bildern und Musik: Ganz ohne Worte, nur mit Bildern, Musik und Geräuschen erzählt hier ein Film – über alle Sprachgrenzen hinweg – eine spannende Geschichte vor einer atemberaubende Kulisse.