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Die Ursprünge der Geschichte von Cinderella lassen sich sogar bis ins erste Jahrhundert zurückverfolgen. 1697, also lange vor den Gebrüdern Grimm, interpretierte der Franzose Charles Perrault die Geschichte neu. Seine Version, in der erstmals der gläserne Schuh, die Kürbis-Kutsche und die gute Fee auftauchen, diente dem bekannten britischen Schauspieler und Regisseur Kenneth Branagh als Vorlage für seinen Film. Er wurde in den englischen Pinewood-Studios gedreht, den größten in ganz Europa. In einer Halle wurde der Ballsaal als Kulisse gebaut, der in seiner ganzen Pracht allein schon mit seinen handgefertigten Kerzenhaltern mit über 5000 brennenden Kerzen überwältigt und einzigartige magische Momente schafft. Auch auf die Ballkleider der Frauen ist viel Sorgfalt verwendet worden. Es gab neun verschiedene Versionen von Cinderellas Ballkleid, jede einzelne wurde aus 90 Metern Stoff hergestellt. Ellas Glasschuhe sind aus Kristallglas, denn nur so konnten sie aus jeder Kameraperspektive funkeln und ihre Magie entfalten. Der technische Aufwand war erheblich, allein fünf Kameras und zwei Kamerakräne waren für die Ballszenen erforderlich.

Zugleich ist der Film nicht digital wie heute üblich gedreht worden, sondern auf konventionellem Filmmaterial. Eine Glanzleistung der Technik war die Verwandlung eines Kürbisses aus dem Gewächshaus in eine imposante goldene Kutsche, die von vier Schimmeln gezogen wird. Ohne aufwändige Computeranimation war das nicht möglich. Denn bei Ellas actionreicher Flucht vom Königshof verwandelt sich alles Stück für Stück in die ursprüngliche Form zurück. Entstanden ist einer der schönsten und lustigsten Trickszenen der letzten Jahre. Das macht den Film schon unbedingt sehenswert. Darüber hinaus sind zahlreiche liebenswerte und humorvolle Nebenhandlungen eingebaut, wie die im Computer animierten Mäuse. Sie sind Cinderellas beste Freunde, werden aber von der Katze Luzifer bedroht, die Lady Tremaine mit ins Haus gebracht hat.

Schon die grandiose Umsetzung der Geschichte in beeindruckenden Kulissen, die überaus gelungene Starbesetzung und die tollen Filmtricks machen den Film zu etwas Besonderem. Aber der Film verweist in seiner differenzierten Figurenzeichnung auch darauf, dass es im Leben nicht nur auf Äußerlichkeiten und Schauwerte ankommt. Der Regisseur ist der Überzeugung, dass eine einfache Aufteilung der Filmfiguren in Gut und Böse in unserer komplexen modernen Welt nicht mehr möglich ist. Die Beweggründe der Figuren müssen nachvollziehbar sein. Und das bezieht sich ausnahmslos auf alle Figuren: Der Prinz verweigert eine Vernunftheirat und besteht auf einer Liebesheirat. Denn er weiß, dass nicht die Eroberungskriege einen guten Herrscher ausmachen, sondern seine Menschlichkeit und sein Verantwortungsgefühl gegenüber dem Volk. Sogar die Pläne des Großherzogs, die Heirat mit Hilfe von Ellas Stiefmutter zu verhindern, erfolgt nicht aus blankem Eigennutz, sondern aus Sorge um die Zukunft des Königreichs. Ellas Stiefmutter und ihre Töchter sind nicht einfach böse und gemein. Auch hier steht der Wunsch, eigentlich das Beste für die eigenen Kinder zu wollen, im Vordergrund, zusammen mit ihrer Angst, andernfalls ins soziale Abseits abzugleiten. Cinderella ist alles andere als ein hilfloses Opfer, das bemitleidet werden will. Ihre innere Größe und Weisheit machen sie mutig und freundlich, sie möchte für sich und andere das Beste schaffen. Damit wird sie über die passive Märchenfigur hinaus zum Vorbild. Und sogar die gute Fee hat ihre Schwächen. Sie erinnert eher an eine Großmutter, die ihrer Enkelin helfen möchte, als an eine unrealistische Figur, die es sonst nur im Märchen gibt.