- Regie:
- Frans Weisz, nach der auch als Buch erschienenen Vorlage von Jannek van der Pal
- Land und Erscheinungsjahr:
- Niederlande / Belgien 2013
- Altersfreigabe der FSK:
- ab 0 Jahren
- Altersempfehlung:
- sehenswert ab 8 Jahren
- Länge:
- 91 Minuten
- Kinostart:
- 4. Dezember 2014
Finn lebt zusammen mit seinem Vater, der als einfacher Holzarbeiter arbeitet, auf dem Land. Seit dem Tod seiner Frau bei Finns Geburt hat sich der Vater sehr zurückgezogen. Darunter leidet sein überaus verträumter Sohn, der zudem von einigen seiner Mitschüler ständig verspottet und schikaniert wird. Zum Glück hat Finn in Erik einen verlässlichen Freund. Erik ist wie Finn ebenfalls zum Außenseiter geworden. In seiner Familie steht es nicht zum Besten und seine Mutter ist überfürsorglich und psychisch kaum belastbar.
Die Freundschaft zwischen Finn und Erik wird jedoch auf eine harte Probe gestellt, nachdem Finn es sich in den Kopf gesetzt hat, Geige spielen zu lernen. Ein alter Mann, der auf einen verlassenen Bauernhof gezogen und offenbar Finns Großvater ist, hat ihn auf diese Idee gebracht. Doch Finns Vater ist strikt gegen den Wunsch seines Sohnes. Er möchte vielmehr, dass Finn wie die anderen Jungen Fußball spielt, obwohl Finn dazu überhaupt keine Lust hat. Es scheint auch so, als gäbe es zwischen dem Vater und Finns Großvater unüberbrückbare Meinungsverschiedenheiten. Beide reden offenbar nicht mehr miteinander. Da Finn sich über das Verbot des Vaters hinwegsetzt und heimlich Geigenstunden bei seinem Großvater nimmt, bleibt ihm für Erik nicht mehr viel Zeit. Um die Freundschaft zu retten, verspricht Finn daher seinem Freund, den Geigenunterricht aufzugeben.
Inzwischen hat aber die junge Klassenlehrerin durch Zufall mitbekommen, dass Finn wunderschön Geige spielen kann. Nun setzt sie alles daran, Finn zu unterstützen. Zur bevorstehenden Weihnachtsfeier soll er auf der Geige spielen. Dafür allerdings muss Finn sowohl gegenüber seinem Vater wie auch gegenüber Erik Farbe bekennen. Plötzlich ist sich Finn gar nicht mehr sicher, ob er wirklich Geige spielen kann oder alles nur geträumt und fantasiert hat.
Gleich die ersten Szenen des Films machen deutlich, dass hier übernatürliche Kräfte wirken, die rational nicht zu erklären sind. Ähnlich wie beispielsweise im bekannten deutschen Märchen „Krabat“ ist auch hier ein Rabe ein Mittler zwischen der diesseitigen realen Welt und der Fantasiewelt. Wie ein roter Erzählfaden taucht dieser Rabe im Film bis zum Ende immer wieder auf. Er setzt sich außen an das Fenster von Finns Zimmer. Er lenkt den Jungen beim Fußballspielen so ab, dass dieser ein Eigentor schießt. Als Finn die wunderschöne Geigenmusik hört, meint er, seine verstorbene Mutter leibhaftig vor sich zu sehen, die ihm aufmunternd und freundlich zulächelt. Sie wird Finn später auch auf einer Fotografie wichtige Hinweise mit ihren Augen geben. In diesem Moment der Verzauberung bleibt im Film dennoch alles real und gegenständlich. Und doch können wir uns nicht mehr sicher sein, ob Finn das, was er im Verlauf eines guten halben Jahres durch die Kraft und den Zauber der Musik erlebt, wirklich so passiert ist. Oder hat der Junge das alles nur geträumt? Erik hält seinen Freund gar für verrückt.
Dieses märchenhafte Spiel um Realität und Fantasie wurde von dem erfahrenen niederländischen Regisseur Frans Weisz (Jahrgang 1938) inszeniert. Mels van der Hoeven als Finn überzeugt hier in seiner allerersten Filmrolle. Zur Seite standen ihm einige in den Niederlanden sehr bekannte Schauspieler, darunter Jan Decleir als eigensinniger und zugleich liebevoller Großvater. Der rundum überzeugende Film, der bereits auf mehreren Festivals gelaufen ist und von Kindern begeistert aufgenommen wurde, entstand nach einem Drehbuch von Janneke van der Pal. Die Autorin veröffentlichte ihre Geschichte erst nach dem Film als Buch. Auch das ist ungewöhnlich, denn bei einer Literaturverfilmung ist das normalerweise genau umgekehrt.
Der Film erzählt von einem handfesten Konflikt zwischen Finn und seinem Vater, der in der Vergangenheit des Vaters seinen Grund hat. Aber am Ende lernen beide, diesen Konflikt zu überwinden und sich gegenseitig besser zu verstehen.
Und nicht jeder Junge spielt gerne Fußball. Manche wie Finn wollen lieber Geige spielen und das ist genauso wichtig. Einige Jungen wie Erik mögen Pferde genauso wie es viele Mädchen tun. Und hinter so manchem Handwerker steckt zugleich ein Künstler. Wichtig ist, zu sich und seinen Talenten zu stehen. Diese Botschaft vermittelt der Film in ausdrucksstarken Bildern. Die Landschaft im Wechsel der Jahreszeiten vom Frühling bis zum Spätherbst und die Musik unterstreichen den poetischen Grundton dieses sehr sensibel erzählten modernen Märchens.
HanisauLand ist eine Webseite für Acht- bis 14jährige. Wir veröffentlichen nur Beiträge von Kindern und Jugendlichen. Gerne können Sie uns über die E-Mail-Adresse redaktion(at)hanisauland.de eine Nachricht senden.
Viele Grüße, Ihr HanisauLand-Team