Hanisauland: Lexikon @todo: aus Preprocess

Fast zeitgleich kamen zwei große amerikanische Filmstudios auf die Idee, einen für die ganze Familie geeigneten Animationsfilm über die mexikanische Kultur und ihren ganz besonderen Umgang mit den Verstorbenen und den Ahnen zu drehen. In Mexiko ist der alljährlich gefeierte „Tag des Todes“ nicht wie hierzulande von stiller Trauer geprägt. Er ist ein Tag der Freude, des gemeinsamen Feierns und der kulinarischen Köstlichkeiten mit den Lieblingsspeisen der Lebenden und der Verstorbenen. Schon drei Jahre vor „Coco“ kam Manolo und das Buch des Lebens in die Kinos.

Der 19. Animationsfilm der renommierten Pixar-Studios nimmt zwar den gleichen kulturellen Hintergrund zum Thema, erzählt jedoch eine ganz andere Geschichte, die von Humor, Fantasie und Lebensfreude sprüht. Das Reich der Toten, in dem große Teile des Films spielen, ist zwar immer dunkel, aber nicht etwa grau und düster, sondern von Licht, Farbe und natürlich von Musik erfüllt. Und selbst wenn einem Skelett schon mal die Augäpfel aus den Augenhöhlen fallen, ist nichts von alledem wirklich gruselig oder gar angsteinflößend. Wie sehr sich die Filmemacher darum bemüht haben, sich auf diese andere Kultur einzulassen und Verständnis für sie zu wecken, ist in jedem Ausstattungs- und Zeichnungsdetail des Films spürbar. Sogar die Animation der spielenden Musiker wirkt echt. Als Vorlage für die Animationen dienten reale Aufnahmen von mexikanischen Musikern und ihrer Art und Weise, die Instrumente zu spielen. Und selbst Dante, ein mexikanischer Nackthund ohne Fell, der seine lange Zunge nicht unter Kontrolle halten kann und Miguel stets treu zur Seite steht, ist keine bloße Erfindung, sondern einer echten Hunderasse nachempfunden.

In fast jedem Film aus dem Hause Disney steht die Familie im Mittelpunkt, der eine wichtige Bedeutung beigemessen wird. Das gilt auch für diesen farbenprächtigen Animationsfilm der Pixar-Studios. Zur Familie gehören allerdings nicht nur die Kinder mit ihren Eltern. Auch ältere Generationen und die verstorbenen Familienmitglieder, also die Vorfahren zählen dazu. Sie beeinflussen mit ihrer Vergangenheit, mit ihren Lebensgeschichten auch die Gegenwart und die Zukunft einer Familie. Darauf weist schon der Filmtitel hin. Er ist nicht nach der Hauptfigur Miguel, sondern nach seiner Urgroßmutter Coco benannt. Es ist demnach wichtig, sich der eigenen Wurzeln bewusst zu werden. Aber man soll dabei nicht blindlings alles für bare Münze nehmen, was in der Überlieferung und in der Familientradition scheinbar unumstößliche Wahrheiten sind. In der Figur des Miguel wird aber auch deutlich, dass man seine Träume nicht aufgeben, sondern sich für sie einsetzen soll. Und noch eine weitere Botschaft vermittelt der Film in dem von Miguel beherzigten Motto, den „Augenblick zu nutzen“. Das Leben ist kostbar! Mit Egoismus darf das aber nicht verwechselt werden.