Hanisauland: Lexikon @todo: aus Preprocess

Im Gegensatz zu den ersten beiden Verfilmungen beruht der dritte Teil nicht mehr auf den vier veröffentlichten Buchvorlagen der „Wilden Hühner“ von Cornelia Funke. Um der Entwicklung dieser Mädchenbande dennoch einen würdigen und runden Abschluss zu geben, wurden in enger Zusammenarbeit mit der Autorin eine neue Handlung und ein eigenes Drehbuch speziell für diesen Film entwickelt. Bis auf Paula Riemann in der Rolle der Melanie, die durch die etwa drei Jahre ältere Sonja Gerhardt ersetzt wurde, konnte das gesamte Darstellerensemble ein drittes Mal gewonnen werden, in die ihnen auf den Leib geschriebenen Rollen zu schlüpfen. Auch hat Vivian Naefe wieder Regie geführt. Der Authentizität der Geschichte kommt zugute, dass sich die Hauptdarstellerinnen in den fünf Jahren seit Beginn der ersten Dreharbeiten stark weiterentwickelt haben und inzwischen den Kinderschuhen entwachsen sind. Diesmal wurde auch nicht – wie im zweiten Teil – auf Biegen und Brechen versucht, alle Mädchen mit den Erfahrungen einer ersten Liebe zu konfrontieren. Andererseits kommen außer Sprotte und Melanie die anderen Mädchenfiguren in ihrer Entwicklung etwas kurz, was der Spannung insgesamt aber keinen Abbruch tut.

Auch der Kamera gelingt es im Gegensatz zum zweiten Teil, dicht an den Mädchen und ihrer Gefühlswelt dran zu bleiben, ohne dabei aufdringlich oder gar voyeuristisch zu wirken. Stattdessen wird Voyeurismus selbst zu einem interessanten Nebenthema des Films, als ein Mitschüler mit der Videokamera heimlich Melanies Geständnis über ihre befürchtete Schwangerschaft filmt, was für dramatische Situationen sorgt, als der Film in falsche Hände gerät. Insgesamt ist der dritte Teil deutlich stimmiger, abwechslungsreicher und facettenreicher als Teil 2, was allein schon den Besuch des Films auch für Kinder sehenswert macht, selbst wenn die angesprochenen Problemfelder teilweise schon einer jugendlichen Zielgruppe entsprechen.

Melanies Teenager-Schwangerschaft ist vom Altersbezug her zwar ein mögliches Thema für die ab 14-Jährigen, andererseits wird es nicht bis in alle Details und Konsequenzen ausgespielt. Älteren Jugendlichen mag gerade das nicht reichen, aber der Film ist ohnehin darauf bedacht, die Jüngeren auf dem beschwerlichen Weg ins Erwachsenenleben nicht abzuhängen und diejenigen direkt anzusprechen, die mit dem ersten Teil aus dem Jahr 2005 zum Stammpublikum für die Leinwanderlebnisse der „Wilden Hühner“ geworden sind. Der dreiköpfige Nachwuchs der Mädchenbande – der bei Bedarf zumindest theoretisch eine Fortsetzung der Serie mit ganz neuen Akzenten gestattet sorgt mit allerhand kindlichen Streichen für reichlich Abwechslung und Unterhaltung. Das Vermächtnis der „Hühner“ geht also nicht verloren, sondern wird vielmehr feierlich an die jüngeren „Küken“ weitergegeben.
Besonders gelungen ist hier die filmische Umsetzung des im Film lange vorbereiteten Abschieds von der Kindheit. Denn die „Wilden Hühner“ sind noch immer nicht ganz erwachsen, aber sie können und wollen keine Kinder mehr sein, auch wenn sie zum Selbstschutz oder aus Wehmut über ein bereits abgeschlossenes Kapitel des eigenen Lebens mitunter in die Verhaltensweisen von Kindern zurückfallen. Das wiederum passiert selbst den Erwachsenen noch, insbesondere Sprottes Mutter, was Sprotte dazu bewegt, ihr den Arm verständnisvoll über die Schulter zu legen.