- Regie:
- Neele Leana Vollmar, nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Andreas Steinhöfel
- Land und Erscheinungsjahr:
- Deutschland 2016
- Altersfreigabe der FSK:
- ab 0 Jahren
- Altersempfehlung:
- sehenswert ab 6 Jahren
- Länge:
- 94 Minuten
- Kinostart:
- 28. April 2016
Nachdem die ungleichen Freunde in den beiden ersten Teilen der Romanverfilmung die Kriminalfälle mit Bravour gelöst haben, scheint in der Dieffenbachstraße 93 in Berlin-Kreuzberg endlich Ruhe eingekehrt zu sein. Oskar ist mit seinem Vater Lars in das gleiche Mietshaus gezogen und Simon Westbühl wird vermutlich bald Ricos Mutter heiraten. Da stirbt völlig unerwartet der mürrische Nachbar Fitzke nach einem Herzanfall. Seine Steine-Sammlung hat er Rico vermacht. Gleich in der Nacht nach Fitzkes Beerdigung bricht jemand in dessen Wohnung ein und stiehlt auch Ricos geliebten „Kalbstein“. Der Einbrecher hatte offenbar einen Wohnungsschlüssel. Schnell finden Rico und Oskar heraus, dass Fitzkes Ziehtochter Julia hinter dem Diebstahl stecken muss. Denn es fehlt auch der Schlüssel zu einem Ferienhaus an der Ostsee, wo Julia einst ihre Ferien verbrachte. Da Ricos Mutter verreist und Oskar gerade wütend auf seinen Vater ist, entscheiden sich die beiden Jungen spontan, an die Ostsee zu fahren, um den Stein wiederzubeschaffen. Auf der Bahnfahrt begegnen sie dem gehörlosen Jungen Sven, der mit seinen Eltern ebenfalls an die Ostsee fährt und ihnen bei der Aktion helfen möchte.
Beim Frühstück an der Strandpromenade entdecken die Kinder Julia und ihren Freund Justin. Sie belauschen ein Gespräch, dass diese einen von Fitzkes Steinen für viel Geld an einen Hehler verkaufen wollen. Treffpunkt ist der FKK-Strand am nächsten Tag. Doch erst einmal geraten die beiden Freunde in einen handfesten Streit, bei dem Rico enttäuscht wegrennt. Unterdessen findet Oskar beim Studium von Fitzkes Steinezucht-Journalen heraus, dass es sich bei einem der Steine um einen ungeschliffenen wertvollen Rubin handelt. Nach der Versöhnung versuchen Rico und Oskar vergeblich, in der Nacht die Steine zurückzustehlen. So liegt ihre letzte Hoffnung im Treffen am FFK-Strand, das sie in voller Tarnung beobachten, also nackt. Dabei stellt sich heraus, dass der wertvolle Rubin sich noch in Fitzkes Wohnung befinden muss. Nun beginnt ein Wettlauf mit der Zeit, wer schneller zurück in Berlin ist, um diesen Stein zu finden. Und das führt für alle Beteiligten zu großen Überraschungen.
Nach „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ (2014) und „Rico, Oskar und das Herzgebreche“ (2015) wurde nun auch der dritte Teil der Kinderbuch-Trilogie von Andreas Steinhöfel verfilmt. Die Regie übernahm wie schon beim ersten Teil Neele Leana Vollmar, die wegen ihres kleinen Sohnes für den zweiten Teil nicht zur Verfügung stand. Gedreht wurde wieder in den Sommerferien, wobei die Innenaufnahmen des Mietshauses nicht in Berlin-Kreuzberg, sondern in Leipzig stattfanden. Erstmals hatten die beiden bekannten Hauptdarsteller Anton Petzold und Juri Winkler im Film eine größere Reise zu bestehen, an die Ostsee nach Prerow auf dem Darß nordöstlich von Rostock. Und das in einem Sommer, in dem es nur an drei Drehtagen nicht regnete. Bis in die kleinsten Nebenrollen hinein wurden bekannte Darsteller verpflichtet, wobei Heike Makatsch als Kellnerin und der Regisseur Detlef Buck („Hände weg von Mississippi“, „Bibi und Tina“-Filme) als Oskars Vater besonders hervorzuheben sind. Die heftige Auseinandersetzung und herzerwärmende Versöhnung zwischen Oskar und seinem Vater bilden neben der Kriminalgeschichte und dem Streit zwischen den Freunden den dritten großen Spannungsbogen dieses Teils. Die gegensätzlichen Charaktere des tiefbegabten Rico und des hochbegabten Oskar treten im Vergleich zum ersten Teil nicht mehr so stark hervor, da Rico seinen Merk-Rekorder immer seltener benötigt.
Der Film lebt vor allem von seinen humorvollen Beobachtungen des Alltags und auch kameratechnisch einfallsreich umgesetzten Szenen, etwa wenn Rico ein mit Oskar vereinbartes Codewort falsch versteht und im unpassenden Moment lauthals losschreit: „Lassen Sie mich durch! Ich habe Durchfall!“ Auch in anderer Hinsicht ist der Film locker und unverkrampft inszeniert, etwa wenn Wohnungsnachbar Rainer Kiesling mit seinem Freund genauso wie Ricos Mutter einen Knutsch-Urlaub antritt, oder die Kinder sich zur Tarnung am FKK-Strand nackt ausziehen müssen. Besonders gelungen sind schließlich auch die Worterklärungs-Animationen, die anschaulich erklären, was ein Palindrom ist, oder spielerisch die Bedeutung des Wortes „imposant“ umdeuten in „im Po Sand“.
Der Abschluss der Trilogie darf als gelungene Literaturverfilmung bezeichnet werden. Der Vorspann zum Film greift als Comicversion sogar unmittelbar die Illustrationen der Bücher auf, die Peter Schössow gezeichnet hat. Ein Kinderkrimi, spannend und unverkrampft inszeniert, wobei vor allem die beiden ungleichen Helden einzigartig sind, die sich nicht nur in der Körpergröße, sondern mehr noch in ihrem Wissensstand und in ihren intellektuellen Fähigkeiten unterscheiden. Trotz ihrer unterschiedlichen Begabung verstehen sie sich bestens und können ihre jeweiligen Eigenarten und Schwächen akzeptieren. Das sollte Schule machen und Vorbild sein, da der Unterhaltungswert nicht zu kurz kommt.
HanisauLand ist eine Webseite für Acht- bis 14jährige. Wir veröffentlichen nur Beiträge von Kindern und Jugendlichen. Gerne können Sie uns über die E-Mail-Adresse redaktion(at)hanisauland.de eine Nachricht senden.
Viele Grüße, Ihr HanisauLand-Team