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Mit seinen Geschichten über den tiefbegabten Berliner Jungen Rico und seinen besten Freund Oskar hat der erfolgreiche Kinder- und Jugendbuchautor Andreas Steinhöfel ein Millionenpublikum erreicht. Übersetzungen der Romane sind in 28 Ländern erschienen. Die Verfilmung des ersten Bandes durch die in Bremen geborene Regisseurin Neele Leana Vollmar hält sich weitgehend an die Buchvorlage. Um unmittelbar an diese anzuknüpfen, beginnt der Film mit einem animierten Vorspann, der im gleichen Stil gehalten ist wie die Buchillustrationen von Peter Schössow. In der Buchvorlage schreibt Rico seine Gedanken in ein Tagebuch, denn die Geschichte ist aus seiner Perspektive erzählt. Seine ganz persönliche Sicht der Dinge und Ereignisse um ihn herum bleibt im Film erhalten. Diese Sicht wird von der Kamera unterstützt mit zum Teil ungewöhnlichen Einstellungen und kunstvollen Kamerafahrten. Im Film allerdings nimmt Rico alle für ihn wichtigen Informationen mit seinem "Merkrecorder" auf Kassetten auf, um beispielsweise alleine einzukaufen und wieder nach Hause zurückzufinden. Der Film wurde übrigens je zur Hälfte in Berlin an Originalschauplätzen und in Leipzig gedreht. Dort und nicht etwa in Berlin stand das Haus, das für die Innenaufnahmen am besten geeignet war.
Anton Petzold als Rico und Juri Winkler als Oskar brachten beide schon Schauspielerfahrungen auf dem Theater beziehungsweise bei Film und Fernsehen mit. Obwohl sie im wirklichen Leben fast gleichaltrig sind, waren sie durch ihre durch das Buch vorgegebene, extrem unterschiedliche Größe auch in körperlicher Hinsicht eine ideale Besetzung. Ebenfalls gut besetzt sind die Erwachsenenrollen, darunter Karoline Herfurth als Ricos Mutter, Ronald Zehrfeld als möglicher neuer Vater von Rico und Milan Peschel als Wohnungsnachbar Fitzke. Dieser scheint immer schlecht gelaunt und wirkt unfreiwillig komisch. Buchautor Steinhöfel sieht sich in dieser Figur ein wenig selbst. Unvergesslich bleiben dürften auch der Gastauftritt von Anke Engelke als Eisverkäuferin, die von Oskar wie die "Kuh aufs Eis geführt" wird, sowie eine rasante Autofahrt durch Berlin mit Jungstar David Kross am Steuer.

"Rico, Oskar und die Tieferschatten" ist eine rundum gelungene Literaturverfilmung für alle Generationen, voller komischer und heiterer, aber auch spannender Momente. Dabei lässt sich der Film auch Zeit, seine Figuren genauer und vor allem liebevoll vorzustellen, statt möglichst schnell die Handlung voranzutreiben. Wie im Buch, so sind auch im Film die beiden extrem unterschiedlichen Hauptfiguren sehr sympathisch, trotz oder gerade wegen ihrer kleinen Schwächen auf unterschiedlichen Ebenen. Weder ist Rico dumm noch Oskar ein ängstlicher Feigling. Beide sind auf ihre Weise "begabt", nur eben auf unterschiedliche Weise. Beide lernen voneinander und miteinander, sich besser in der Welt zurechtzufinden, psychische und körperliche Einschränkungen zu überwinden und selbst die schwierigsten Abenteuer zu meistern.