- Regie:
- Hawa Essuman
- Land und Erscheinungsjahr:
- Deutschland/Kenia 2010
- Altersfreigabe der FSK:
- ab 6 Jahren
- Altersempfehlung:
- sehenswert ab 8 Jahren
- Länge:
- 60 Minuten
- Kinostart:
- 2. Dezember 2010
Mitten in den Slums von Nairobi in Kenia betreibt Abilas Vater einen kleinen Krämerladen. Eines Morgens erwacht der Junge durch die wütenden Rufe von Kunden, die vor verschlossener Tür stehen. Als Abila seinen Vater sucht, findet er ihn hilflos am Boden liegend vor. Er behauptet, man habe ihm in der Nacht die Seele gestohlen. Weil der Vater schon öfter mal über den Durst getrunken hat, ist Abilas Mutter nicht überrascht. Abila jedoch ist überzeugt, dass es diesmal nicht der Alkohol ist. Er möchte seinem Vater helfen. Wie die anderen Kinder im Ort hat er schon von der geheimnisvollen Nyawawa gehört, einer Frau mit Pferdefuß, die übernatürliche Kräfte besitzen soll. Es heißt, sie nehme Rache an den Männern wegen einer enttäuschten Liebe mit ihrem untreuen Freund. Auf der Suche nach Nyawawa erhält Abila Unterstützung von seiner Freundin Shiku. Zunächst möchte die Geisterfrau Abila wieder wegschicken, denn nur ein Mann könne seinen Vater noch retten. Doch der Junge bleibt beharrlich und so stellt ihm die Geisterfrau schließlich sieben rätselhafte Aufgaben. Falls er sie alle bis zum nächsten Morgen lösen könne, sei der Vater wieder gesund. Das Zeichen einer Sonne werde ihm den richtigen Weg weisen. Aber er dürfe mit niemandem darüber reden, nicht einmal mit Shiku, die ihm dennoch zur Seite steht.
Mit viel Mut, Verstand und einer gehörigen Portion Glück schafft es Abila tatsächlich, die ersten sechs Aufgaben zu lösen: Dabei schlüpft er vor Publikum in die Haut eines anderen. Er hilft einem Sünder aus der Patsche, ohne ihn zu verurteilen. Er begleicht die Schuld eines anderen, ohne von jemandem zu stehlen. Er erkundet eine neue Welt, rettet einem Mädchen das Leben und besteht eine gefährliche Mutprobe vor einem herannahenden Zug. Doch erst, wenn er auch die siebte und letzte Aufgabe gelöst hat, die ihn zur Selbsterkenntnis führen wird, hat Abila die Seele seines Vaters gerettet.
Die Entstehungsgeschichte dieses Films ist fast so spannend und einzigartig wie der Film selbst. Die Idee entstand aus einem Film-Workshop mitten in den Slums von Nairobi. Dieser Film-Workshop ist Teil einer Kunstwerkstatt, die sich speziell an die Kinder und Jugendlichen des Armenviertels richtet. Am Workshop beteiligten sich auch die deutsche Produzentin Marie Steinmann und der bekannte Regisseur Tom Tykwer, der euren Eltern ganz sicher ein Begriff ist. Sie stellten für den Film ein kleines Team aus jungen afrikanischen Filmbegeisterten zusammen. Diese konnten während der Dreharbeiten auch etwas für ihre Aus- und Weiterbildung tun. Das Drehbuch zu diesem Märchen schrieb der kenianische Autor Billy Kahora. Die Geschichte beruht auf einem alten ostafrikanischen Glauben, der von Generation zu Generation überliefert wurde. Demzufolge sind die Nyawawas Geister, die in der Nacht durch die Dörfer ziehen und jeden mitnehmen, der ihnen in die Quere kommt.
In seiner filmischen Umsetzung steht der Film internationalen Produktionen nicht nach – und das trotz der geringen Geldsumme, die zur Verfügung stand. Schon die spannende Eingangsszene nimmt ein wichtiges Moment der Handlung vorweg, indem sie Abila – in einem Albtraum – zwischen zwei Bahngleisen zeigt. Später, als er Nyawawa in ihrer Hütte aufsucht, ist die Szenerie in ein geheimnisvolles Halbdunkel getaucht. Es wirkt auch deshalb so gespenstisch, weil die Geisterfrau auf einem Stuhl sitzt und Abila zugleich an verschiedenen Stellen des Raums erscheint. Wirklich zum Fürchten ist diese Hexenfigur aber nicht. Hochdramatisch ist dagegen eine andere Szene, in der ein kleines Mädchen zu ersticken droht. Da kann es einem schon kalt über den Rücken laufen. Aber zum Glück rettet Abila die Situation und wird zum Helden.
Wie in zahlreichen Märchen aus anderen Ländern folgt auch diese Geschichte dem bekannten Schema einer Reise. In deren Verlauf muss die Hauptperson, hier also Abila, eine schwere Aufgabe bewältigen. Er wird dabei reifer und erwachsener. Der englische Filmtitel „Soul Boy“ bedeutet so viel wie „Der Junge mit der Seele“. Das weist bereits darauf hin, dass es bei Abilas Entwicklung auch um innere Werte geht, etwa um Glück, Zufriedenheit, Mut und Selbstbewusstsein. Zugleich könnt ihr im Film eine Menge über die Lebensbedingungen in der Stadt Nairobi und in einem der größten Slums in ganz Afrika erfahren. Auf engstem Raum und in Wellblechhütten leben dort hunderttausende Menschen zusammen, die Straßen sind nicht befestigt, der Müll liegt auf den Straßen. Die Armut ist groß und die Kriminalität ebenfalls. Es ist ein Kunststück, diese Schattenseiten und die sozialen Gegensätze von Arm und Reich deutlich zu machen, ohne dass der Film dadurch etwas von seiner positiven Grundstimmung verliert. Er bleibt spannend und hoffnungsvoll bis zum Schluss – und das ist auch den beiden sympathischen jungen Hauptdarstellern zu verdanken.
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