Regie: Johannes Schmid, nach einem Originalstoff von Michaela Hinnenthal
Land und Erscheinungsjahr:
Deutschland/Polen 2011
Altersfreigabe der FSK:
ab 0 Jahren
Altersempfehlung:
sehenswert ab 10 Jahren
Länge:
90 Minuten
Kinostart:
20. Oktober 2011
Für die zwölfjährige Kattaka und ihre Eltern Margarete und Daniel soll es ein harmonischer Heiliger Abend werden. Da klingelt das Telefon. Ein Fremder fragt Kattaka nach ihrer Mutter. Es ist Alexej, ein russischer Seemann aus Wladiwostok, dessen Schiff gerade im polnischen Hafen von Stettin liegt. Ihre Mutter gesteht ihr, dass nicht Daniel, sondern Alexej ihr leiblicher Vater ist. Kattaka ist wütend und verzweifelt. Von dem Jungen Knäcke aus der Wohnung gegenüber erfährt Kattaka, dass Stettin gar nicht so weit weg von Berlin liegt. Spontan fasst sie den Entschluss, nach Stettin zu fahren. Sie möchte ihren echten Vater sehen. Die Reise wäre für ihre hochschwangere Mutter zu anstrengend. Doch Kattaka bleibt dickköpfig und bittet die 75-jährige Nachbarin Lene um Hilfe. Schließlich willigen die Eltern widerstrebend ein, dass Kattaka mit Lene in ihrem alten Bus nach Polen fahren darf. Unterwegs stellen sie fest, dass Knäcke sich als blinder Passagier im Kofferraum versteckt hat. Für ihn ist die Reise ein willkommenes Abenteuer.
In Stettin stellt sich heraus, dass das Schiff mit Kattakas Vater den Hafen schon wieder verlassen und Kurs auf Danzig genommen hat. Das ist ganz weit im Osten von Polen. In einer Danziger Hafenkneipe treffen die drei auf den jungen Polen Waldek und seinen Großvater. Waldek kann Deutsch und bietet Kattaka seine Hilfe an, um auf das Schiff zu kommen. Als Kattaka jedoch ihrem Vater gegenübersteht, verlässt sie der Mut. Lene kann das gut nachempfinden, sie selbst ist ihr ganzes Leben lang vor ihrer Vergangenheit davongelaufen. Die geborene Masurin aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten musste in den Kriegswirren von 1945 mit der Mutter fliehen. Sie gibt sich die Schuld, dass ihre Mutter das rettende Schiff nicht erreicht hat. Kattaka kann Lene überreden, sich dieser Vergangenheit endlich zu stellen, die mit einem kleinen Schlüssel am Halsband von Lene zu tun hat. Danach ist auch Kattaka bereit, ihrem leiblichen Vater gegenüberzutreten. In der Silvesternacht auf dem Schiff wartet aber noch eine weitere Überraschung auf Kattaka.
Dieser ungewöhnliche Filmstoff für einen Kinderfilm wurde vor mehreren Jahren an der Erfurter Akademie für Kindermedien (dort werden unter anderem Filmstoffe für Kinderfilme erarbeitet) von Michaela Hinnenthal entwickelt. Johannes Schmid, dessen Debütspielfilm „Blöde Mütze“ auch bei Hanisauland besprochen wurde, hat diesen Stoff für seinen zweiten Spielfilm entdeckt und weiterentwickelt. Wie für die meisten von euch war auch für ihn die Begegnung mit unserem Nachbarland Polen eine neue Erfahrung. Die Dreharbeiten fanden mitten im Winter statt und dieser Winter war besonders streng. Das kam dem Film und seiner Atmosphäre sehr zugute. Die innere Zerrissenheit und die Probleme der Figuren kommen so noch viel besser zur Geltung. Aber keine Sorge, trotz der kalten Winteraufnahmen gibt es im Film auch etwas zum Lachen und am Ende sorgt ein richtiges Happy End zusammen mit der Musik für eine ausgelassene Stimmung.
Der Film greift auch wichtige Kapitel deutsch-polnisch und deutsch-russischer Geschichte auf. Mit dem Überfall der Deutschen auf Polen im Herbst 1939 hatte der Zweite Weltkrieg begonnen. Er brachte den Polen und den angrenzenden Russen viel Leid und Millionen von Toten. Als der Krieg zu Ende ging, wurden die Deutschen daher alle aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten vertrieben. Polen wurde von den Siegermächten auf der Landkarte ein Stück weit nach Westen verschoben, was wiederum die Umsiedlung von vielen Polen und Russen zur Folge hatte. Man muss das übrigens nicht alles im Einzelnen wissen, um verstehen zu können, wie es den Figuren im Film ergeht und was sie fühlen. Dafür sorgen die Schauspieler. Unter den Erwachsenen sind das sehr bekannte deutsche, russische und polnische Darsteller. Auch die drei Kinderdarsteller machen ihre Sache prima. Alle haben sie schon zuvor in anderen Filmen mitgewirkt. Dominik Nowak als Waldek ist übrigens kein Pole, sondern in Bayern aufgewachsen, für Nina Monka als Kattaka war es die erste Kinohauptrolle, und Leon Seidel als Knäcke könnt ihr demnächst auch in der neuen Tom Sawyer-Verfilmung sehen.
Ungeachtet eines etwas holprigen Einstiegs zählt der Film zu den ungewöhnlichsten deutschen Kinderfilmen der letzten Jahre. Er bringt uns seine Figuren sehr nahe. Auch wenn sie nicht viel reden, wissen wir, was sie fühlen. Der Regisseur selbst beschreibt sehr gut, warum der Film etwas Besonderes ist. Für Johannes Schmid lag die starke Faszinationskraft dieses Filmstoffes darin, „wie sich so unterschiedliche Figuren wie Lene und Kattaka trotz des großen Altersunterschieds auf ihrer gemeinsamen Reise gegenseitig verstehen lernen und sich die Kraft geben, sich der eigenen Vergangenheit und der Zukunft stellen zu können.“ Ein echter Film über das Verständnis und die Freundschaft zwischen den Generationen also. Und ein Film, der Mut macht, sich dem Unbekannten und den Veränderungen zu stellen, die das Leben unweigerlich mit sich bringt.
HanisauLand ist eine Webseite für Acht- bis 14jährige. Wir veröffentlichen nur Beiträge von Kindern und Jugendlichen. Gerne können Sie uns über die E-Mail-Adresse redaktion(at)hanisauland.de eine Nachricht senden.
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Viele Grüße, Ihr HanisauLand-Team