Traurig und wütend zugleich kniet die zwölfjährige Zaïna am Grab ihrer Mutter Selma, denn das Mädchen aus Marokko lastet deren Unfalltod zwei Männern an: dem reichen Beduinen Omar, der Selma und ihre Tochter als seinen Besitz betrachtet, sowie ihrem noch nie gesehenen Vater, der einst seine Frau verstieß. Selma hatte als Mann verkleidet am Agdal-Rennen teilgenommen. An diesem ruhmreichen Pferderennen von Marrakesch dürfen jedoch nur die Männer teilnehmen.
Nach Selmas Beerdigung erhebt Omar weiterhin Anspruch auf Zaïna, zugleich möchte auch ihr Vater Mustapha, der bis zu Selmas Tod nichts von der Existenz seiner Tochter wusste, das Mädchen mitnehmen. Um dem Zugriff Omars zu entkommen, folgt Zaïna widerstrebend ihrem Vater. Mustapha macht sich auf den Weg, mit seinen Pferden und den besten Reitern seines Stammes am Pferderennen von Marrakesch teilzunehmen. Von dem eifersüchtigen Omar verfolgt und den eigenen Leuten verraten, geraten Zaïna und ihr Vater in der rauen Gebirgswelt des Atlasgebirges mehrmals in tödliche Gefahr. Nur langsam gelingt es ihnen, ihr gegenseitiges Misstrauen zu überwinden und sich als engste Verwandte zu akzeptieren. Schließlich lässt Mustapha als Zeichen der Achtung und Zuneigung seine Tochter sogar auf Zingal reiten, dem edelsten seiner Araberhengste, den bisher niemand außer ihm selbst besteigen konnte. Als Vater und Tochter die Stadt Marrakesch erreichen, bemerken sie voller Entsetzen, dass Omar ihnen mit seinen Leuten gefolgt ist. Bei einem Zweikampf unterliegt Mustapha, der sich für seine Tochter opfern will. Mutig und entschlossen tritt Zaïna dazwischen, das Vorbild ihrer Mutter vor Augen, und macht Omar ein Angebot. Sie will Omar bereitwillig folgen, falls dieser beim Pferderennen vor ihr das Ziel erreichen sollte. Wie einst Selma als Junge verkleidet, nimmt sie mit Zingal am Wettrennen teil, das nun über ihr weiteres Schicksal entscheidet.
In seinem zweiten Spielfilm erzählt der Regisseur Bourlem Guerdjou, Sohn algerischer Einwanderer nach Frankreich, eine universelle Geschichte über die Suche eines Mädchens nach sich selbst und nach seinen familiären Wurzeln vor dem Hintergrund eines spannenden Abenteuers aus einer fremden Kultur. Ganz aus der Perspektive des Mädchens, das im Film auch als Erzählerin der Geschichte zu hören ist, beginnt das Abenteuer mit einer Flucht durch grandiose Landschaftsszenerien, führt über in eine wilde Verfolgungsjagd von der Wüste bis ins Hochgebirge und endet mit einem rasanten Pferdewettrennen in einem atemberaubenden Finale. Der Film beschäftigt sich ernsthaft mit dem traditionellen Leben der Nomaden und setzt sich zugleich kritisch mit ihrer Gesellschaftsordnung auseinander. Er verbindet westliche Erzählmuster mit denen des Orients beziehungsweise in filmdramaturgischer Hinsicht typische Genreelemente des Western mit denen eines orientalischen Märchens. Die Ereignisse des Tages wirken sehr real, während in den nächtlichen Szenen Lichteffekte für eine fast irreale Stimmung sorgen. Und wenn sich am Grab der Mutter Vater und Tochter erstmals stumm gegenüberstehen, erschließen sich dem Betrachter ihre Gefühle allein durch Blicke und Gesten.
Wie beim Western bringt das Breitwandformat Cinemascope die Landschaft, ihre wildromantische Schönheit und die Gefahren der Natur erst richtig zur Geltung. Die Dreharbeiten an den realen Schauplätzen erwiesen sich als äußerst beschwerlich, sie dauerten allein im Atlasgebirge mehr als elf Wochen und über 21 Drehtage waren für das Pferderennen in Marrakesch nötig. Die Mischung aus westlichen und orientalischen Stilelementen findet gleichfalls eine Entsprechung in der Musik, die von folkloristisch angehauchter Trommelmusik bis zum großen Streichorchester inspiriert ist. Statt die Hauptrollen mit internationalen Stars zu besetzen, setzte die Produktion auf eher unbekannte Gesichter und einheimische Darsteller. Aziza Nadir in der Rolle der Zaïna beispielsweise lebt mit ihren Eltern in Casablanca, ist also eine waschechte Marokkanerin. Für ihre Rolle, in der sie aus über 1000 Mädchen ausgewählt wurde, musste sie erst noch reiten lernen. Dies ist der Inhalt des Akkordeons.
Tiere als bester Freund des Menschen, die Faszination, die Pferde auf viele Menschen ausüben, gefährliche Situationen in der Wildnis, Bewährungsproben und Wettkämpfe, ja sogar die Auseinandersetzung zwischen Vater und Tochter, das gibt es in vielen anderen Filmen auch, selbst wenn die Schauplätze nicht immer so exotisch und pittoresk wirken wie in diesem Fall. Etwas Besonderes ist allerdings die Dreiecksgeschichte zwischen Mustapha und Omar, die sich beide um Zaïna bemühen. Indem das Mädchen sich das Recht erkämpft, sich nicht mehr von anderen bestimmen zu lassen, sondern in Würde zu leben, wie sie will und mit wem sie will, bewirkt sie mit indirekter Unterstützung ihres Vaters zugleich einen Wandel in einer bisher patriarchischen Strukturen verbundenen Gesellschaft. Als die Zuschauer beim Pferderennen erkennen, dass Zingal von einem Mädchen geritten wird, sind es nicht nur die Frauen, die ihr begeistert zujubeln. Auch einige Männer zeigen sich von ihrem Können angetan.
Der vielschichtige Coming-of-Age-Film zeigt die Schwierigkeiten des Erwachsenenwerdens, die trotz leichter Unterschiede etwa im Rollenverhalten oder in der Organisation des Alltags auch in anderen Kulturen auftauchen, ruft zu Toleranz und gegenseitigem Verständnis auf. Über das Verhältnis zwischen den Generationen und die Suche nach einer eigenen Identität thematisiert der Film zugleich existenzielle Fragen nach der Herkunft. Sie führen bei Zaïna über die Auseinandersetzung mit ihrem Vater zur Mutter, in deren Fußstapfen sie durch ihren Mut und als unerschrockene Reiterin tritt. Wie gut es dem Regisseur gelungen ist, europäische und nordafrikanische Stilelemente zu einem unterhaltsamen Abenteuerfilm zu verbinden, der berührt und optimistisch stimmt, ist wohl auch daran zu erkennen dass er auf dem Internationalen Filmfestival von Locarno 2005 den Zuschauerpreis erhielt.
Das denken andere
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dsvnl
21.11.2023
Judihui
Es ist sehr coooooooool und es hat Pferde
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Mandy
25.01.2023
Das Mädchen sied sehr groß aus obwohl sie 12
Das Mädchen sied sehr groß aus obwohl sie 12 ist
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Spirit
15.11.2021
Super 👍🏽
Ich hab denn Film auch gesehen und ich fand denn est 😎 cool
HanisauLand ist eine Webseite für Acht- bis 14jährige. Wir veröffentlichen nur Beiträge von Kindern und Jugendlichen. Gerne können Sie uns über die E-Mail-Adresse redaktion(at)hanisauland.de eine Nachricht senden.
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