Hanisauland: Lexikon @todo: aus Preprocess

Ernesto Daranas, 1961 in Havanna geboren, hat Pädagogik studiert, arbeitete dann aber als Drehbuchautor und Regisseur. Sein Film ist gemeinsam mit Studierenden der Filmschule Havanna entstanden. Er entspricht in Technik und visueller Umsetzung internationalem Standard. Immer bleibt die Kamera dicht an den Hauptfiguren, zeigt deren Lebensumstände ehrlich und direkt, wie mitten aus dem Leben gegriffen. Lediglich die Brutalität der Hundekämpfe deutet der Film nur an. Vor allem macht er mit viel Humor deutlich, dass die Kinder ihre Lebensfreude und ihren Lebensmut nie verloren haben. Chala ist zwar hart im Nehmen, aber er kann auch einfühlsam sein und er verehrt seine Lehrerin sehr.

Der Film basiert weitgehend auf realen Erlebnissen und Figuren. Es waren allerdings die Erfahrungen von drei verschiedenen Lehrerinnen, die in der Figur von Carmela zusammengeflossen sind. Auch das Leben der Kinder in Havanna entspricht dortigen realen Verhältnissen, wobei die am Film beteiligten Kinder ihre persönlichen Erfahrungen mit einbrachten. Viele von ihnen stammen aus ärmlichen Verhältnissen. Kuba lebte über 25 Jahre in einer dauerhaften Wirtschaftskrise. Diese Situation ändert sich langsam, nachdem Kuba und die USA 2014 wieder gegenseitige wirtschaftliche und diplomatische Beziehungen aufgenommen haben. Aber jene Krise hat ihre Spuren auch in der jungen Generation und in den Familien hinterlassen.
So zeigt der Film authentisch den Alltag in Kuba, das mit dem umstrittenen Revolutionsführer Che Guevara, auf den der deutsche Filmtitel verweist, einst versuchte, ein „kommunistisches“ Gesellschaftsmodell aufzubauen. Dieses räumte insbesondere der Bildung und Erziehung einen hohen Stellenwert ein. Der Film wirft einen kritischen Blick auf die gesellschaftlichen Missstände und auf das Bildungs- und Schulwesen. Er war in Kuba ein Publikumsrenner und wurde dort heiß diskutiert.

Chala ist ein Junge, der trotz der widrigen Umstände nicht aufgibt und sich eine positive Lebenseinstellung bewahrt. Carmela ist eine ältere Lehrerin, die ihren Kampf für eine bessere Zukunft der ihr anvertrauten Kinder bis ins fortgeschrittene Alter führt und sich nicht zerbrechen lässt. Und das besondere Lehrer-Schüler-Verhältnis zwischen Carmela und Chala ist von gegenseitigem Respekt getragen. Die Unbekümmertheit der Jugend verbindet sich hier mit der Lebenserfahrung des Alters auf konstruktive Weise.

Der von tiefer Mitmenschlichkeit getragene Film weckt Verständnis für die schwierige Lage, in der sich andere Menschen oft ohne eigenes Verschulden befinden. Vor allem aber zeigt er, welchen Sinn es macht, für moralische Grundwerte einzutreten und für sie zu kämpfen, statt sich hinter gesellschaftlichen Vorgaben und bürokratischen Erlassen zu verstecken. Schließlich muss jeder Verantwortung für sich selbst und manchmal auch für andere übernehmen. Erzählt ist das alles in faszinierenden Bildern und in emotional berührender Weise.