- Regie:
- Christian Ditter, nach dem Roman von Max von der Grün
- Land und Erscheinungsjahr:
- Deutschland 2008
- Altersfreigabe der FSK:
- ab 6 Jahren
- Altersempfehlung:
- sehenswert ab 8 Jahren
- Länge:
- 98 Minuten
- Kinostart:
- 26. März 2009
Die Vorstadtkrokodile sind die coolste Kinderbande im ganzen Ort. Wer darin aufgenommen werden will, muss nach dem Willen ihres Anführers Olli eine Mutprobe bestehen und auf das kaputte Dach einer alten baufälligen Ziegelei klettern. Bis auf Ollis Schwester Maria, das einzige Mädchen in der Bande, waren alle schon auf dem Dach: Frank, der eine große Klappe hat, aber in seiner Familie gegenüber seinem älteren Bruder kleinlaut wird; Elvis, der ständig Kopfhörer trägt und sich als Nachwuchsrocker fühlt; der etwas ängstliche Peter, der auch noch stottert; und Jorgo, dessen Eltern aus Griechenland stammen und der ein besonderes Talent für unpassende Witze zur falschen Zeit hat. Hannes lebt erst seit kurzem mit seiner Mutter im Ort. Als er seine Mutprobe erfolgreich ablegt, kommt es fast zur Katastrophe. Zum Glück hat Kai, der im Rollstuhl sitzt, den Vorfall mit einem Fernrohr beobachtet und rechtzeitig die Feuerwehr alarmiert. Gerne würde auch er in die Bande aufgenommen werden, doch außer Hannes und Maria stimmen alle dagegen.
Erst als Kai Diebe bei einem nächtlichen Einbruchdiebstahl beobachtet und kurz darauf der Laden von Hannes’ Mutter überfallen wird, interessieren sich die anderen für ihn. Kai hat beobachtet, dass die Diebe die gestohlenen Sachen in der Ziegelei versteckt haben. Da der Diebstahl Hannes und seine Mutter in Existenznot bringt, steht für alle fest, dass sie den Fall gemeinsam lösen müssen. Sie möchten die Belohnung Hannes’ Mutter geben. Dann verdichten sich die Hinweise darauf, dass hinter den Gesuchten Franks älterer Bruder Dennis und seine zwei Kumpane Kevin und Achmed stecken. Das bringt Frank in Gewissensnöte und stellt auch den Zusammenhalt in der Gruppe auf eine harte Zerreißprobe. Erst als Kai auf offener Straße von den Dieben bedroht und verletzt wird, stellen sich auch die anderen Bandenmitglieder hinter ihn. Sie gehen gemeinsam zur Polizei. Die Polizei glaubt jedoch, dass albanische Flüchtlinge aus der Nachbarschaft die Täter sind. So müssen die Kinder nun alleine versuchen, die wahren Schuldigen zu überführen. Da die Ziegelei am nächsten Tag gesprengt werden soll, bleibt den Gaunern nur noch die Nacht zur Abholung des Diebesguts. Und die Kinder wissen auch, dass sie gegenüber der brutalen Gang nur eine Chance haben, wenn sie alle fest zusammenhalten.
1976 veröffentlichte Max von der Grün den gleichnamigen Ruhrpott-Kinderkrimi, der bereits ein Jahr später als TV-Serie verfilmt wurde. Die Geschichte wurde für die Kinoverfilmung in die Gegenwart übertragen, ohne wichtige Werte aus dem Roman wie Freundschaft und Integration auszublenden. Martin Semmelrogge, der in dem Film den Minigolfbesitzer spielt, war übrigens einer der Gauner in der Fernsehfassung. Die Regie übernahm Christian Ditter, der schon mit seiner Schülerkomödie „Französisch für Anfänger“ zeigen konnte, dass er nach heutigen Sehgewohnheiten, schnitttechnisch aufgepeppt mit etwas Action, zu inszenieren weiß. Er setzt dabei nicht nur auf bloße Unterhaltung und Gags.
Sein neuer Film ist spannend bis zum Ende. So wird zur Spannungssteigerung die Mutprobe von Hannes in Parallelmontage gezeigt: Hannes hängt bereits an der Dachrinne, die jeden Moment abzubrechen droht, während Kai das Unglück beobachtet, und in letzter Sekunde rückt die Feuerwehr mit einem Sprungtuch an. Dies kann sich sehr gut mit filmischen Vorbildern aus Agentenfilmen messen. Und es ist keine Frage, dass diese Szene weitaus gefährlicher aussieht, als sie beim Drehen war.
Insgesamt entwickeln sich alle acht Vorstadtkrokodile im Laufe des Films zu kleinen Helden, aber nicht durch die gezeigten halsbrecherischen Stunts (riskante Szenen, in denen die Schauspieler entweder von Profis ersetzt werden oder Filmtricks zum Einsatz kommen). Sie werden zu Helden wegen ihrer Zivilcourage, ihres Mutes, etwa wenn sie sich der Motorradgang von Franks Bruder entgegen stellen und sich nicht alles von den Älteren gefallen lassen. Lediglich die Erwachsenen bleiben holzschnittartig und wirken überzogen, insbesondere die Polizisten in der Wache und der Minigolfbesitzer. Zum Glück werden solche Momente nicht allzu lang ausgespielt und der über weite Strecken gelungene Kinderkrimi verliert die Kinder nie aus dem Blick.
Im Unterschied zu anderen „Kinderkrimis“ sind die Vorstadtkrokodile ganz normale Kinder. Jeder in der Bande hat seine Marotten, ist nicht so perfekt gestylt wie die Stars aus der jungen neuen Medienwelt häufig sind. Selbstverständlich machen die Kinder auch Dummheiten, abenteuerliche Mutproben haben das ohnehin häufig an sich. Und sie haben ausnahmslos Alltagssorgen, etwa in der Gruppe von den anderen trotz ihrer Schwächen anerkannt zu werden und integriert zu sein, oder auch mit ihren Eltern. Positiv ist das Verhältnis zwischen Hannes und seiner Mutter gezeichnet, die sich gegenseitig achten und unterstützen. Umso schwieriger ist die Beziehung zwischen Kai und seinen Eltern, die zudem durch Kais Unfall belastet ist. In Franks Elternhaus scheint, so deutet es der Film an, Lieblosigkeit und Gewalt zu herrschen. Kai als Behinderter hat es in der Bande besonders schwer. Doch Not macht erfinderisch und die Kinder finden immer neue Lösungen, wie sie Kai trotz seines Handicaps in die Gruppe integrieren können. Als er einmal pinkeln muss, beweisen übrigens nicht die Jungen entsprechende Courage, ihm zu helfen, sondern Maria. Schließlich verdeutlicht der Film, dass die Abenteuer nicht nur im Internet, sondern auch draußen auf der Straße liegen und dass man sie am besten gemeinsam erlebt, ob Junge oder Mädchen, Ausländer oder Deutscher, behindert oder nicht behindert.
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