Hanisauland: Lexikon @todo: aus Preprocess

Sabine Kuegler ist die Autorin des Bestsellerromans, nach dem dieser Film gedreht wurde. Sie kam mit ihren Eltern 1978 nach West-Papua, dem Teil der Insel Neuguinea, der politisch zu Indonesien gehört. Im Film ist sie da bereits acht Jahre alt, in Wirklichkeit war sie damals erst fünf. Erst elf Jahre später, im Jahr 1989, verließ sie den Dschungel wieder und kehrte nach Europa zurück. Die Anpassung an die westliche Zivilisation ist ihr damals nicht leicht gefallen. Heute lebt sie in Bayern und setzt sich aktiv für die bedrohten Rechte der indigenen Menschen auf der Insel ein. Erst 16 Jahre nach ihrer Rückkehr veröffentlichte sie ihre Erlebnisse beim Stamm der Fayu in einem autobiografischen Roman. Er kam 2005 auf den Markt und wurde nun von Roland Suso Richter kinowirksam verfilmt. Da es an den Originalschauplätzen in West-Papua unmöglich war, mit einem großen Team aufwändige und langwierige Dreharbeiten durchzuführen, entstand der Film in einem Nationalpark in Malaysia in Ostasien. Dort gibt es noch unberührte Regenwälder, die in eindrucksvollen Bildern zu sehen sind. Obwohl die Geschichte für den Film leicht verändert und dramatisiert werden musste, sollte sie dennoch möglichst glaubwürdig und stimmig sein. So wurden Eingeborene vom echten Stamm der Fayu aus West-Papua angeworben und für die Dreharbeiten tausende Kilometer westlich nach Malaysia gebracht.
Für die deutschen Hauptdarsteller waren die mehrmonatigen Dreharbeiten eine große Herausforderung, die sie bravourös meisterten. Sowohl die Berlinerinnen Stella Kunkat in der Rolle der achtjährigen Sabine und Sina Tkotsch als 16-Jährige brachten schauspielerische Erfahrung mit. Stella wollte am Ende fast gar nicht wieder weg. Dabei hatte sie sich den Dschungel viel farbenprächtiger vorgestellt, als er in Wirklichkeit war. Und sie hatte auch nicht mit den Geräuschen dort gerechnet: „Manche Insekten haben solchen Lärm gemacht, dass ich dachte, das müssten bestimmt ganz große Tiere sein oder technische Geräte.“

Der Film von Roland Suso Richter ist darum bemüht, verbreitete Klischees über das Leben von indigenen Menschen in fernen Ländern zu vermeiden. Er will uns ihr wahres Leben und ihre traditionelle Lebensweise zeigen. Und er möchte – ganz im Sinn von Sabine Kuegler – beim Publikum ein Bewusstsein für fremde Lebensweisen und Völker wecken. Dazu gehört auch, die Fayu aus der Perspektive eines neugierigen Kindes so zu zeigen, wie die Autorin sie erlebt hat. Die Fayu ließen ihre Toten im Wald verwesen, eine Hochschwangere einfach sterben, weil sie glaubten, sie wäre mit einem Fluch belegt. Sie raubten Frauen des Nachbarstammes und pflegten seltsame Rituale in ihrer Kriegsführung. Dies alles zeigt der Film nicht etwa reißerisch, sondern mit den Augen eines Kindes, das die Vorgänge erst einordnen muss. Auch wenn sich bis heute vieles im Stamm der Fayu verändert hat und es vom modernen Leben völlig unberührte Stämme nicht mehr gibt: Der Film zeigt die Eingeborenen keinesfalls nur als rückständiges Naturvolk. Vielmehr scheint es, als könnten wir – wie seinerzeit Sabine – auch etwas von den Fayu lernen. Und wenn es nur um die Frage geht, ob unsere Sicht auf das Leben wirklich die einzig richtige ist.