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Die Würde des Menschen ist unantastbar

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llustration zu Artikel 1 des Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Alle Figuren tragen Kronen.

Artikel 1 des Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar

Ein Ausflug in die Stadt

Anna und ihre Mama gehen in der Stadt shoppen. Anna liebt das: Schaufenster gucken, Eis essen und am Ende fällt immer eine Kleinigkeit für sie ab. Die rosa Strumpfhose, die sie neulich bestaunt hat, passt genau zu ihrem neuen Kleid. Das sieht Mama bestimmt auch so, wenn sie sie erst einmal gesehen hat!

Anna schaut genauer hin

Als sie an der Hauptstraße sind, gehen sie aber nicht nur an schicken Schaufenstern vorbei, auch Obdachlose sitzen hier und da am Rand und betteln nach ein paar Cent. Ein Bild, an das sich Anna längst gewöhnt hat. Just als sie vor dem Schaufenster mit der begehrten Strumpfhose stehen, sieht Anna aus dem Augenwinkel eine alte Frau, die etwas Komisches tut. Anna dreht sich um. Die Frau beugt sich über einen Papierkorb und fischt etwas heraus. Anna guckt genauer: Die Frau muss so um die 70 sein, schätzt sie, sie hat ein Kostüm an und auf dem Kopf trägt sie einen schicken Hut mit einer Feder. Komisch, denkt Anna, und fragt ihre Mama: "Was macht die Frau da? Die sieht doch ganz normal aus. Sucht sie was zu essen?" "Vielleicht. Vielleicht sucht sie aber auch nach Flaschen, um das Pfand dafür einzulösen. Vielleicht kommt sie mit ihrer Rente nicht aus. Es ist sehr traurig zu sehen, dass manche Menschen in den Mülltonnen nach verwertbaren Sachen suchen."

Die Würde des Menschen
Zwei Personen mit Krone auf dem Kopf. Illustration zu Artikel 1 des Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar

Das Bild geht Anna nicht mehr aus dem Kopf. Das merkt auch ihre Mutter. Sie holt ein Buch aus dem Regal und setzt sich mit Anna aufs Sofa. Im Buch wird erklärt, dass jeder Mensch eine Würde hat und dass es gilt, dieses Grundrecht besonders zu schützen. Viel zu oft, so erfährt Anna, gab es in der Vergangenheit Zeiten, in denen Menschen gefoltert oder Kinder zu Arbeit gezwungen wurden. "Leider gibt es das auch heute noch", weiß ihre Mutter. "In vielen armen Ländern ist Folter und Kinderarbeit gang und gäbe." Würde, so heißt es in dem Buch weiter, bedeutet auch Achtung und Anerkennung eines jeden.

Berin, die neue Mitschülerin

In der Nacht erinnert sich Anna an eine Szene auf dem Schulhof. Sie sieht Berin, die Mitschülerin, die erst vor kurzem nach Deutschland gekommen ist. Sie war schmutzig und hatte alte Sachen an. Die Mitschüler ärgerten und hänselten sie und weit und breit war niemand da, der ihr half. Berin schämte sich, sie wurde rot und rannte weg ...
Ok. Anna hatte bei den Hänseleien der anderen nie mit gemacht, aber geholfen hatte sie Berin auch nicht. Am nächsten Morgen geht sie zu ihrem Lehrer und erklärt ihm, was sie auf dem Herzen hat. In der kommenden Sachkundestunde erklärt der Lehrer den Schülern die Grundrechte und dass es wichtig sei, die Würde eines jeden zu achten.

Berins Geschichte
Kinderwagen mit Krone. Ilustration zu Artikel 1 des Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar

Für die nächste Stunde organisiert Annas Mama einen Dolmetscher für Berin und diese erzählt ihre Geschichte: In ihrer Heimat sollte sie bereits in einigen Monaten heiraten und das obwohl sie erst 12 Jahre alt ist. Berin wusste, was das bedeutet. Das hatten ihre Schwestern und Cousinen oft genug erzählt. Nein. Sie wollte das nicht. Keine Heirat mit einem Mann, den sie nicht liebt und für den sie nur das Arbeitstier war. Sie wollte in ein Land, in dem die Frauen gleichberechtigt leben, in dem sie zur Schule gehen und einen Beruf ergreifen dürfen. Berin wollte ein Leben in Freiheit und Würde.
Alle Schüler hörten gespannt zu, aber einige guckten auch betreten zur Seite. Anna wusste, warum. Geärgert wurde Berin nicht mehr. Einige Schüler versuchen seitdem vielmehr, Berin zu helfen. Gut so, findet Anna.

Annas Entschluss steht fest

Und dann fasst Anna noch einen Entschluss: Wenn sie die alte Frau bei ihrem nächsten Stadtbummel wieder sieht, dann wird sie ihr von ihrem Taschengeld zwei Euro in die Hand drücken.

Artikel 1 des Grundgesetzes

(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.
(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.
(3) Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtsprechung als unmittelbar geltendes Recht.

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