Zusammensein am Gasthaus-Tisch
Den Begriff „Stammtisch“ gibt es seit dem Ende des 18. Jahrhunderts. Damals trafen sich die Bürger regelmäßig zu geselligen Runden in Gastwirtschaften, Weinhäusern und Kaffeehäusern. Bei diesen Treffen versammelte man sich um runde Tische, die meist durch ein besonders geformtes Schild für bestimmte „Stammtischrunden“ reserviert waren.
Ein Platz für Diskussionen
Neben dem geselligen Beisammensein mit Trinken, Karten- und Brettspielen ging es am Stammtisch oft um politische und philosophische Diskussionen. Diese waren beliebt, denn jeder konnte hier in deutlichen und gelegentlich auch in kräftigen Worten seine Meinung über die politische Lage und die Regierung ausdrücken.
Ein Ort der freien Rede - auch gegen die Herrschenden
Die Herrschenden waren häufig nicht sehr erfreut über die Reden, die am Stammtisch geführt wurden. So schimpfte der deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck, dass es zum deutschen Bedürfnis gehöre, „beim Biere die Regierung schlechtzureden“. Auch in der nationalsozialistischen Diktatur wurden Stammtischrunden von den Machthabern kritisch beobachtet und oft von Spitzeln überwacht.
"Stammtischpolitik"
Auch im heutigen Sprachgebrauch sind die Bezeichnungen „Stammtischpolitik“, "Stammtischparolen“ oder Stammtischniveau“ gebräuchlich. Damit wird abwertend gemeint, dass die Diskussionen an Stammtischen oft sehr vereinfachend und emotional geführt werden. Die wirklichen Hintergründe einer Sache werden dabei kaum zur Kenntnis genommen.