Heute vor 176 Jahren, am 21. 11. 1848, wurde in Frankfurt am Main die erste politische Partei bzw. der erste Zusammenschluss politischer Vereine Deutschlands gegründet. Einige Abgeordnete der Nationalversammlung (das war das damalige Parlament) riefen an dem Tag den „Zentralmärzverein“ ins Leben. Woher kommt dieser rätselhafte Name für die erste politische Partei in Deutschland?
Revolution und verfassungsgebende Versammlung
Im März 1848 hatte es ausgehend von Frankreich in vielen Staaten Europas Aufstände gegeben. Auch in Deutschland, das zu dieser Zeit aus vielen größeren und kleineren Staaten bestand (Deutscher Bund), kam es zu Revolutionen. Die Revolutionäre wollten nicht mehr von den Fürsten regiert werden. Viele Menschen forderten Freiheit, insbesondere Pressefreiheit und Versammlungsfreiheit, also das Recht, sich unter freiem Himmel zu versammeln. Sie forderten eine Verfassung und politische Mitsprache. Im April und Mai 1848 wurde eine Nationalversammlung mit Abgeordneten aus ganz Deutschland gewählt mit dem Ziel, eine Verfassung auszuarbeiten. Der Tagungsort der Nationalversammlung war die Paulskirche in Frankfurt am Main. Daher hat dieses erste demokratisch gewählte Parlament in Deutschland auch seinen Namen: die Paulskirchenversammlung.
Überzeugte Demokraten
Schnell gab es Streit zwischen den Revolutionären. Einigen gingen die Vorschläge für eine Verfassung nicht weit genug. Dazu zählten viele Abgeordnete, die das vollständige Ende der Herrschaft der Fürsten forderten. Sie gründeten eine Zentralstelle, um ihre politische Arbeit zu organisieren. Sie nannten sie „Zentralmärzverein“. Das Ziel des Zentralmärzvereins sollte es sein, all die Freiheiten zu verteidigen, die man in den Aufständen im März 1848 gewonnen hatte. Das war vor allem die Zusicherung von Grundrechten und die Pressefreiheit.
Eine moderne Partei
Der Zentralmärzverein konnte auf die Unterstützung von vielen hundert kleinen Vereinen und Hunderttausenden von Menschen überall im Land bauen. Dazu zählten die lokalen Ableger des Vereins, aber auch viele weitere Vereine wie etwa Turnvereine oder Gesangsvereine, die sich damals auch politisch engagierten. Wie eine moderne Partei bündelte der Verein mit seinen hauptamtlichen Mitarbeitern die unterschiedlichen Interessen seiner Mitglieder und entwarf daraus ein politisches Programm. Mit Flugblättern, Pressemitteilungen und Demonstrationen wurde dann für die Ziele, die im Programm formuliert waren, geworben.
Eine schnelles Ende
Die Erfolgsgeschichte der Revolution von 1848 sollte nicht lange dauern. Die Fürsten schlugen zurück und vertrieben die Abgeordneten der Nationalversammlung aus Frankfurt. Viele Revolutionäre wurden verfolgt, landeten im Gefängnis oder mussten fliehen. Auch der Zentralmärzverein überstand die Niederschlagung der Revolution nicht. Schon im Sommer 1849 löste sich der Verein auf. Bald aber entstanden neue Parteien, die Vorgänger einiger heutiger demokratischer Parteien in Deutschland. So ist beispielsweise 1875 die Vorgängerin der SPD gegründet worden, die damals Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands hieß.