Vorfreude auf Tierprojekte
Lara und Sara verdrehen die Augen. Wütend gucken sich die beiden Mädchen an: „Siehste? Jetzt fahren wir doch in das Tierheim. Wir wollten doch so gerne…“
Lara und Sara sitzen in der Vereinsversammlung in dem großen Raum mit heller Beleuchtung. Mit ihnen etwa einhundert Kinder von acht bis 18 Jahren. Die beiden Mädchen sind seit dem vergangenen Jahr Mitglied im neu gegründeten Verein Kifum - Kinder für unsere Umwelt. In allen Schulen war kräftig die Werbetrommel für den neuen Naturschutzverein gerührt worden. Alle Schulen in der Umgebung wollten mitmachen. Die Eltern und Kinder aus der Umgebung waren begeistert. Der neue Verein sollte den Kindern die Umwelt näher bringen: Meere und Wale, Wasser und Wälder, Klima und Verkehr, Müll und Tierschutz, Delphine und Robben. Hier war für fast jeden etwas dabei – egal wie alt und egal, ob Mädchen oder Junge, ob Hauptschule oder Gymnasium – geplant waren Tagesausflüge zu Seehundbänken und Aquarien, Projekte zu Delphinen und heimischen Baumbeständen, Malwettbewerbe und außerdem Igel- und Eulen-Beobachtungsnächte mit Lagerfeuer. Klasse.
Merle und Lukas sind Schülervertreter
Vor drei Monaten kam der neue Vorsitzende ins Amt: Zunächst wurden in jeder Schule von den Schülerinnen und Schülern zwei Schülervertreter gewählt. Die haben dann später wiederum den Kifum Vorstand gewählt. In Sara und Laras Schule haben die meisten für Merle und Lukas gestimmt. Und die beiden haben sich dann mit den Vertretern der anderen Schulen überlegt, wer den Vorstand bildet und wer Vereinsvorsitzende/r würde.
Lara und Sara, seit der Mitgliedschaft im Verein unzertrennlich, sind jetzt ziemlich genervt und machen ihrem Ärger auch direkt Luft: „Wieso denn Tierheim und nicht Delphinarium?“, fragt Lara und Sara schießt sofort hinterher: „Wir haben mal rumgefragt. Und die meisten von uns wollten eigentlich ins Delphinarium!“ „Mag ja sein“, so der Vorsitzende von Kifum, Hennes Schröder. „Aber der Vorstand hat sich nunmal für das Tierheim entschieden. Und deswegen geht die Tour dorthin.“ Wumms. Das hat gesessen. Stumm blicken die Mädchen zur Seite und können gerade noch ihre Tränen zurückhalten.
Der Vorstand hat entschieden
Weil Sara heute bei Lara übernachtet, kommen sie gemeinsam nach der Versammlung zu Laras Mutter. „So’ne Sauerei“, beklagt sich Sara, statt eines Grußes. Lara erklärt ihrer Mutter die Sache mit dem Tierheim. „Kann man da nichts machen? Die meisten Kinder im Verein wollen zum Delphinarium. Dieser doofe Vorstand. Wenn ich gewusst hätte, dass Lukas und Merle diesen Vorstand wählen – dann hätten sie meine Stimme als Schulsprecher nicht bekommen. Überhaupt, wieso können wir nicht selbst den Vorstand wählen?“
„Nu mal langsam!“ Laras Mutter, die selbst ein Amt im örtlichen Tennisverein hat, versucht, die Mädchen zu beruhigen. „Es gibt verschiedene Methoden, wie man einen Vorstand wählen kann. Im Kifum wählen die Schüler den Vorstand nicht direkt. Sie wählen die Schulvertreter und diese dann den Vorstand. In andern Vereinen wählen die Mitglieder den Vorstand direkt, ohne dass irgendwelche anderen Personen sozusagen ‚dazwischengeschaltet‘ sind. Das nennt man „unmittelbar“, ohne Zwischenschaltung also von irgendwem. Für beide Methoden kann man sicherlich Gründe dafür und dagegen finden.“
Delphinarium hoffentlich im nächsten Jahr
„Ja und?“ Lara versteht ihre Mutter nicht. „Was können wir denn jetzt machen?“
„Bei der nächsten großen Versammlung könnt ihr mal die Frage stellen, ob ihr euren Vorstand in Zukunft nicht unmittelbar wählen könnt. Das kann zwar auch einige Probleme bringen. Wenn ich euch von meinem Tennisclub erzählen würde…“
„Mama, lass nur…“ Sara und Lara sind entschlossen: Bei der nächsten Vorstandswahl wollen sie das Problem ansprechen, vielleicht nehmen sie auch Laras Mutter mit. Und wer weiß? Vielleicht fahren sie dann im Januar ins Delphinarium…