Autor: Politik für dich – der Podcast für Kinder zur Bundestagswahl
Kinder: Meine Partei würde MFK heißen. Mehr Ferien für Kinder. // Also ich würde auch für meine eigene Partei kämpfen.
Politikwissenschaftlerin: Damit so ein Plakat unsere Aufmerksamkeit weckt, darf das nicht einfach nur ein riesengroßer Zettel mit jeder Menge Text sein.
Autor: In dieser Folge wollen wir zusammen herausfinden, um was und wie im Wahlkampf eigentlich gekämpft wird.
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Autor: Was meint ihr denn? Warum heißt das eigentlich: Wahlkampf?
Kinder: Also ich vermute mal, dass jeder für seine eigene Partei oder für sich selber kämpft, damit man gewinnt. // Also, ich würde auch für meine eigene Partei kämpfen, weil jeder sollte für seine eigene Partei kämpfen. // Ja, dass man halt am meisten Stimmen bekommt, damit die halt im Bundestag im Mittelpunkt stehen. //
Autor: Wie würde denn eure Partei heißen und wofür würde die eintreten? Habt ihr eine Idee?
Kinder: Meine Partei würde MFK heißen. Mehr Ferien für Kinder.
Autor: Okay, die macht wahrscheinlich irgendwas mit Ferien. Aber was macht die sonst noch so? Ist sie nur für Ferien zuständig.
Kinder: Die macht auch weniger Schulstunden und die kürzer sind, also nur eine halbe Stunde oder so oder 25 Minuten und längere Pausen und mehr Ferien.
Autor: Wie würdet ihr denn dafür kämpfen, dass andere diese Partei, also eure Partei wählen?
Kinder: Also ich würde mir erstmal für meinen Parteiname sehr lange überlegen, damit ich keinen falschen so Sachen überlege. Dann würde ich viele Plakate machen und es halt aufhängen, damit auch jeder weiß, worum es in meiner Partei geht. Und dann würde ich auch Werbung machen für meine Partei und sagen: Wählt mich, weil so und so. // Ich würde mich auch oft ins Internet stellen, sagen, warum die es wählen sollten und was es Deutschland helfen würde.
Autor: Wen könnten wir denn zu dem Thema befragen? Vielleicht eine Politikwissenschaftlerin? Was meint ihr, mit was beschäftigen sich solche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler? Mit Politik? Mit Wahlen?
Kinder: Also ich glaube, die wissen halt nicht, was die Menschen wählen. // Sie beschäftigen sich mit Politik.
Politikwissenschaftlerin: Hallo. Mein Name ist Julia Reuschenbach. Ich arbeite an einer Universität und erkläre dort Studierenden, also Menschen, die dort lernen, wie Politik in Deutschland funktioniert.
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Autor: Was macht denn eine Politikwissenschaftlerin? Das sind sie ja. Was kann man sich darunter vorstellen?
Politikwissenschaftlerin: Die allermeisten denken immer, Politikwissenschaftler würden auch selber Politik machen. Das stimmt aber gar nicht, sondern wir erforschen Politik. Das heißt, wir finden heraus, wie Politik eigentlich funktioniert.
Autor: Vor der Bundestagswahl oder ganz allgemein vor Wahlen spricht man ja immer von Wahlkampf, den die Parteien führen. Das hört sich ganz schön gefährlich an! Wird da wirklich gekämpft?
Politikwissenschaftlerin: Also Gott sei Dank wird nicht gekämpft im Sinne von körperlich gekämpft? Aber Wahlkampf heißt schon, dass die Parteien und die Politikerinnen und Politiker, die in diesen Parteien aktiv sind, die zum Beispiel Bundeskanzler werden möchten, miteinander sozusagen in den Wettkampf gehen. Und Wettkampf heißt: Sie werben in diesem Wettbewerb um die Stimmen der Menschen in Deutschland, die wählen gehen dürfen. Das heißt, sie machen ein Angebot, Sie sagen: Das ist zum Beispiel das, wie ich mir vorstelle, wie man Politik macht für Kinder, Jugendliche und Familien. Oder fürs Klima. Und wollen damit möglichst viele Stimmen für sich gewinnen. Und wenn man es ein bisschen heftiger ausdrücken will, dann nennen es eben Leute auch einen Wettkampf oder Wahlkampf. Wobei mir eigentlich das Wort Wettstreit besser gefallen würde, weil ein Streit um die besten Ideen klingt ein bisschen besser und netter, als zu sagen, da kämpfen Leute gegeneinander.
Autor: Also gut, bleiben wir doch beim Bundestagswahlwettstreit. Langes Wort! Mit welchen Mitteln außer Worten wird denn da noch gekämpft?
Politikwissenschaftlerin: Also der Klassiker, das haben bestimmt auch alle schon mal gesehen, sind Wahlplakate, die hängen an jeder Straße. Manchmal sind sie so groß, dass sie nur an einer Laterne hängen, manchmal sind sie riesengroß und stehen an großen Straßen oder sind an Hauswänden zu sehen. Dann sind natürlich inzwischen auch Politikerinnen und Politiker ganz viel im Internet bei Social Media unterwegs und versuchen über Onlineformate Menschen zu erreichen. Sie geben Interviews, manchmal für lokale Zeitungen, also zum Beispiel in dem Wahlkreis, in den Orten, wo sie auch selber antreten. Wenn man schon ein bisschen bekannter ist, dann gibt man aber häufig auch Interviews oder geht in eine Fernsehsendung, die man in ganz Deutschland lesen oder sehen kann. Und dann gibt es aber auch noch einen Wahlkampf, dass Politikerinnen und Politiker vor allem versuchen, mit Menschen in Kontakt zu kommen. Das heißt, sie verteilen Kugelschreiber und Flyer oder Blumen. Man will vor allen Dingen mit den Menschen, die da an einem vorbeilaufen, ins Gespräch kommen. Man will sie fragen, was ihnen wichtig ist für Deutschland, was sie sich wünschen von der Politik, welche Sorgen sie gerade haben.
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Autor: Was haltet ihr von den Wahlplakaten, die ihr so seht überhaupt?
Kinder: Die wollen halt Aufmerksamkeit auf deren Partei ziehen, damit man sich auch informiert und dass man das auch danach wählt. // Ich vermute mal, die wollen halt Werbung für sich selber machen und die eigene Partei. // Ich finde es schon eine coole Idee mit den Plakaten, weil dann kann man sich auch als Kind mehr beschäftigen mit. Und auch wenn man halt auch zur Schule geht, sieht man ja auch meistens die Plakate auf den Straßen und auf den ganzen Schildern, das finde ich eine coole Idee. // Aber ob die es wirklich einhalten, weiß man ja auch wirklich nicht.
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Autor: Die Politikerinnen und Politiker versprechen auf den Wahlplakaten ja manchmal Sachen, wo man sich nicht sicher ist, ob sie das auch wirklich einhalten können.
Politikwissenschaftlerin: Na ja, ich glaube man muss schon fair sein und sagen: Damit so ein Plakat unsere Aufmerksamkeit weckt, also damit – egal ob Kinder oder Erwachsene – neugierig werden und gucken, was da draufsteht, darf das nicht einfach nur ein riesengroßer Zettel mit jeder Menge Text sein. Also das heißt, dass sie ein bisschen mehr mit Bildern arbeiten oder mit Gesichtern. Zum Beispiel von diesen Politikerinnen und Politikern und weniger mit Text, weil den müsste man ja lesen. Und wenn man an so einem Plakat zum Beispiel im Auto vorbeifährt, kann man gar nicht so schnell lesen. Dann ist das Plakat schon - zack - weg. Also das macht schon Sinn, dass man da was Kurzes, Knackiges drauf schreibt. Aber die Frage ist natürlich, schreibt man da was drauf, was die Menschen einem auch wirklich glauben. Oft versprechen die Parteien auf diesen Plakaten ganz schön große Sachen. Und dann kommt am Ende, wenn dann eine solche Zeit im Bundestag zu Ende geht, nach vier Jahren raus, dass ganz viele dieser großen Versprechen nicht eingelöst werden konnten. Und das führt dazu, dass Menschen sich ärgern über Politik.
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Kinder: Also ich finde es gab schon ein paar Fälle, wo halt Politiker bevor sie gewählt wurden, mehr versprochen haben, als sie es wirklich eingehalten haben. Also ich würde auch wirklich darauf achten, dass es nicht am Ende so wird, dass Leute zu mir quasi sagen: Ja, du hast doch gesagt, das und das. Dann wird es natürlich Theater geben im politischen Bereich.
Kinder: Also ich würde mir auch sehr viele Gedanken machen, dass ich das dann auch einhalte.
Autor: Wovon hängt denn eigentlich ab, ob nun bei Wahlversprechen oder auch beim Wahlprogramm einer Partei, dass die Partei das wirklich auch machen kann?
Politikwissenschaftlerin: Oh, da spielen ganz viele Dinge eine Rolle. Also erstmal ist es so, dass natürlich Parteien, wenn sie ihre Wahlversprechen einlösen wollen, müssen sie tatsächlich gewählt werden. Das heißt, sie müssen so viele Stimmen bekommen, dass sie nachher im Bundestag in der Regierung sein können. Das heißt, sie sind also dann eine der Parteien in dieser Regierung. Meistens bekommen mehrere Parteien viele Stimmen, aber keine so viele, dass sie das ganz alleine regieren darf. Das heißt, man muss dann mit anderen zusammenarbeiten und das ist oft für diese Wahlversprechen dann schon eine große Schwierigkeit, weil – das kann man sich ja auch selber vorstellen –, wenn drei Menschen zum Beispiel ganz unterschiedliche Sachen versprochen haben in einem Thema und dann aber plötzlich zusammenarbeiten sollen, dann muss man sich halt irgendwie einigen. Und was ganz wichtig ist, ist, dass die Politik das den Menschen immer gut erklärt, weil die ja eigentlich darauf warten oder hoffen, dass diese Versprechen auch erfüllt werden, und wenn das dann nicht klappt, dann ist es umso wichtiger, dass Politik erklärt, warum klappt das denn jetzt nicht?
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Autor: Wie informiert ihr euch denn über Parteien? Ihr habt ja schon gesagt, ihr schaut euch die Plakate an, wenn ihr auf dem Weg zur Schule seid. Was gibt es da noch für Möglichkeiten, sich mit Parteien zu beschäftigen?
Kinder: Also das Internet hilft sehr. Man kann halt recherchieren, was eine Partei macht, für was sie kämpft und somit kann man sich gut damit beschäftigen auch wissen, was man wählen würde in dieser Situation. // Ich kann meine Eltern auch fragen und auch Internet, Google. // Ich würde mir so Videos bei YouTube darüber angucken. Das haben wir letztens in der Klasse gemacht, damit wir so mehr über Politik und über das ganze Wählen wissen. // Wir haben auch in der Schule von unserer Lehrerin Blätter bekommen, wo wir auch noch Informationen zum Bundestag lesen können. Zu: Wie es ist in den Wahlen in Deutschland.
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Autor: Nun gibt es ja nicht nur die Wahlplakate, sondern es gibt auch Parteiprogramme. Sind die Parteiprogramme auch sowas wie Wahlplakate? Nur mit viel, viel mehr Text?
Politikwissenschaftlerin: (lacht) Grundsätzlich ja. Aber die Parteiprogramme gehen noch ein bisschen weiter als so ein einzelnes Plakat, weil natürlich, wenn man viel mehr Text schreibt, auch viel mehr Themen da reinpassen. Auf dem Plakat kann ich vielleicht einen Satz schreiben zu einem Thema. Zum Beispiel zu – was weiß ich – Familienpolitik oder Klimapolitik. Aber im Wahlprogramm, da schreiben die Parteien zu allen Themen alles auf, was zum Beispiel so ihre wichtigsten Forderungen sind: Wenn wir regieren dürfen nach der Wahl, das sind die, was weiß ich, fünf oder zehn Sachen, die müssen unbedingt sein, die wollen wir unbedingt schaffen, weil uns das ganz besonders wichtig ist.
Autor: Und welche Rolle spielen eigentlich Kinder in solchen Parteiprogrammen?
Politikwissenschaftlerin: Ja, leider nicht so eine große Rolle, wie es, glaube ich, richtig wäre. Ein bisschen was taucht auch in der Regel auf, wo es um Kinder geht. Zum Beispiel die Frage: Was macht einen guten Kindergarten, eine gute Kita aus? Oder wie stellen wir uns die Schulen in der Zukunft vor? Wie geht gute Bildung in den Schulen?
Autor: Es gibt ja keine Partei für Kinder oder keine Kinder-Partei. Aber sind die Jugendorganisationen der Parteien – also da, wo sich junge Leute als junge Politikerinnen und Politiker einsetzen können – sind die so was in die Richtung?
Politikwissenschaftlerin: Ja, ein bisschen vielleicht. Also Jugendorganisation heißt, dass alle Parteien auch eine, sozusagen eine Gruppe haben, in der Jugendliche auch schon mitmachen können. Also meistens sind die dann so 14 oder 15 Jahre alt. Und die Jugendorganisationen sind auch deshalb toll, weil man da eben auch ausprobieren kann, wie es eigentlich ist, wenn man versucht, Politik zu machen. Denn Politik machen ist auch gar nicht so einfach. Man kann ja nicht einfach auf den Tisch hauen und sagen, das machen wir jetzt so, sondern man muss sich immer mit anderen einigen. Man muss gemeinsame Lösungen finden. Das ist auch gar nicht so einfach.
Autor: Julia Reuschenbach war das, Politikwissenschaftlerin. Vielen Dank für das Gespräch.
Politikwissenschaftlerin: Danke, dass ich hier sein durfte.
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Autor: Jetzt wissen wir also, warum der Wahlkampf Wahlkampf heißt und um was da gekämpft oder gestritten wird. So wie unter Freunden oder in der Familie muss man sich auch in der Politik auf eine gemeinsame Lösung einigen. Das heißt: Nicht alles, was im Wahlkampf versprochen wird, kann auch hinterher eingehalten werden. – Hier aber noch drei Dinge, die du vielleicht noch nicht über den Wahlkampf wusstest:
Kind: Erstens…
Autor: …wurden zur Bundestagswahl 2025 insgesamt 41 Parteien zugelassen. Letztlich angetreten sind aber nur 29 Parteien. Das liegt unter anderem daran, dass nicht alle Parteien genug Unterschriften von Unterstützerinnen und Unterstützern sammeln konnten.
Kind: Zweitens…
Autor: …lohnt sich der Wahlkampf für viele Parteien, auch wenn sie vielleicht nicht in den Bundestag einziehen. Für jede Zweitstimme bekommen Parteien nach der Wahl mindestens 83 Cent jährlich vom Staat. Dafür müssen Sie aber bei der Bundestagswahl oder Europawahl mindestens 0,5 Prozent der Zweitstimmen erreichen.
Kind: Drittens…
Autor: …
…dürfen Wahlkampf-Plakate in den meisten Orten erst sechs bis sieben Wochen vor der Wahl aufgehängt werden. Und nach der Wahl müssen die Plakate innerhalb von ein bis zwei Wochen wieder abgehängt werden. Sonst drohen sogar Geldstrafen.
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Mehr zur Bundestagswahl findet ihr übrigens auf Hanisauland.de. Das ist die Kinder-Website der Bundeszentrale für politische Bildung.
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Das war „Politik für dich – der Podcast für Kinder zur Bundestagswahl“ von der Bundeszentrale für politische Bildung.
Autor und Produktion: Michael Schulte
Redaktion: André Nagel, Leoni Schwan und Cornelia Jonas
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Vielen Dank auch an die Kinder der Grundschule am Schäfersee in Berlin für die Mitgestaltung des Podcasts.
Autor und Produktion: Michael Schulte