Die Bundestagswahl ist wichtiges Element der Mitbestimmung in einer Demokratie und gar nicht so einfach zu verstehen. Deswegen wollen wir von Kindern erfahren, was sie bereits über das Thema wissen. Für weitere Fragen haben wir einige Expertinnen und Experten interviewt. Viel Spaß beim Zuhören!
Folge 1: Wie funktioniert die Bundestagswahl?
Podcast Bundestagswahl Folge 1, © bpb.de
Autor: Politik für dich – der Podcast für Kinder zur Bundestagswahl
Kinder: Wahlen sind frei und sie dürfen wählen, was sie wollen. // Wenn ich wählen dürfte, dann würde ich definitiv wählen.
Pressesprecher der Bundeswahlleiterin: Also die Bundeswahlleiterin informiert auch gerade junge Leute.
Autor: In dieser Folge wollen wir gemeinsam herausfinden, wie eigentlich die Bundestagswahl abläuft.
Musik
Autor: Was habt ihr über die Bundestagswahl bisher schon so gehört? Wie funktioniert die? Was passiert da?
Kind: Der Bundestag ist ein Parlament in der Bundesrepublik Deutschland. Da werden die Abgeordneten gewählt, die für jeweils vier Jahre immer wieder die wichtigsten Aufgaben erledigen, wie zum Beispiel die Gesetzgebung und die Kontrolle der Regierung.
Kind: Man darf erst ab 18 wählen und man muss mindestens drei Monate in Deutschland wohnen und man muss einen deutschen Personalausweis haben.
Autor: Wie alt seid ihr?
Kinder: Ich bin zehn. // Ich bin auch zehn. // Ich bin elf.
Autor: Das heißt, müssen wir mal rechnen: Wann dürft ihr denn wählen? Wenn man mit 18 erst wählen darf. Bei der nächsten Bundestagswahl?
Kind: Also, ich darf in sieben Jahren wählen.
Autor: Okay, Sieben durch vier. Das geht nicht so ganz. Aber bei der übernächsten Bundestagswahl seid ihr dabei? Oder bei der nächsten?
Kind: Bei der übernächsten.
Musik
Autor: Was ist denn, wenn jemand nicht zur Wahl geht?
Kinder: Das ist freiwillig. // Wahlen sind frei und Sie dürfen wählen, was sie wollen.
Autor: Wer ist denn sie? Wer darf wählen, was er will? Und wie läuft das mit der Wahl eigentlich ab?
Kinder: Die Wahlberechtigten! // Ja, Also, wenn ich wählen dürfte, dann würde ich definitiv wählen. // Wenn ich ab 18 wäre, würde ich schon wählen, weil es mir schon wichtig ist, über die ganzen Parteien zu reden und mitzuentscheiden. // Da ist auch so eine Trennwand, da geht man rein, da kriegt man den Zettel. Aber man muss erstmal seinen Namen, glaube ich sagen oder seine Adresse und dann haken die ab, dass du es wirklich bist. // Die Wahlzettel werden in einer Box getan, die geschlossen ist mit einem Schloss. Und wenn sie dann fertig gewählt haben, dann holen sie die wieder raus und zählen die im Wahllokal.
Autor: Genau. Manche wählen auch vorher schon mit einem Brief, also Briefwahl. Man kann sich auch den Wahlzettel nach Hause schicken lassen. Dann kreuzt man da an und schickt es schon weg. Lasst uns doch zum Ablauf der Wahl mal jemanden befragen, der sich gut damit auskennt. Florian Burg ist so jemand. Er arbeitet im Team der Bundeswahlleiterin. Die Wahlleiterin und ihr Team haben die Aufgabe die Wahl zu organisieren. Wie läuft das an den Orten, an denen gewählt wird, genau ab, Herr Burg?
Pressesprecher: Die Bundeswahlleiter, die Frau Brand, hat natürlich einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sie unterstützen. Das sind viele Juristinnen und Juristen, die sich sehr gut mit den Wahlgesetzen auskennen. Dann wir als Pressestelle. Wir haben auch Social-Media-Kanäle. Also die Bundeswahlleiterin informiert auch gerade junge Leute auf TikTok oder auf Instagram. Darüber hinaus arbeiten natürlich in Deutschland ganz viele Menschen mit bei der Organisation der Bundestagswahl. Und dann am Wahltag sind es so ungefähr 675.000 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer, die in ganz Deutschland daran mitwirken und mithelfen, dass die Bundestagswahl ordnungsgemäß abläuft, jeder Wahlberechtigte in Deutschland seine Stimme abgeben kann, einen Stimmzettel bekommt und die Ergebnisse dann noch in der Nacht ausgezählt werden.
Autor: Über 600.000 Menschen kümmern sich um die Wahl. Das sind ja wahnsinnig viele!
Pressesprecher: Jedes Wahllokal, man spricht ja von Wahllokalen hat ungefähr so zwischen fünf bis neun Personen, die da helfen. Das sind die Wahlhelferinnen und Wahlhelfer. Der sogenannte Wahlvorstand nennt sich das. Und die sorgen dafür, dass die Leute, die da hinkommen, erst mal geprüft wird, ob die überhaupt wählen dürfen. Da gibt es also eine Liste, die dort ausliegt, wo alle Personen aufgelistet sind, die tatsächlich wählen dürfen in diesem Wahllokal. Und da sind zum Beispiel auch die Personen vermerkt, die schon Briefwahl beantragt haben, damit die eben nicht doppelt wählen. Das müssen die prüfen, die müssen die Stimmzettel ausgeben. Die müssen dafür sorgen, dass die Leute in der Wahlkabine geheim wählen können. Das ist ja ganz wichtig, dass das eine geheime Wahl ist und jeder geheim wählen kann. Die müssen dann abends ab 18:00 die Stimmzettel auszählen. Das ist auch natürlich eine ganz wichtige Aufgabe, damit wir dann schon in der Nacht ein vorläufiges Ergebnis für das gesamte Bundesgebiet berechnen können. Und die Bundeswahlleiterin ist diejenige, und ihr Team natürlich, die dann in der Nacht noch alle Ergebnisse aus den 299 Wahlkreisen zusammenrechnen und dann ein Ergebnis haben für Deutschland.
Musik
Kinder: Man darf nur einmal wählen und es muss auch geheim bleiben.
Autor: Man darf es keinem sagen, was man gewählt hat.
Kind: Also doch, man darf es schon sagen, aber man muss es halt nicht sagen. Es kann auch einfach geheim bleiben.
Autor: Stimmt, die Wahlen sollen unter anderem geheim sein. Aber was heißt das eigentlich? Das fragen wir nochmal Florian Burg aus dem Team der Bundeswahlleiterin. Darf ich denn auch niemandem sagen, was ich gewählt habe?
Pressesprecher: Das darf ich schon. Wenn ich möchte, kann ich das natürlich anderen Leuten mitteilen, was ich und wen ich gewählt habe, welche Partei oder welchen Kandidaten oder welche Kandidatin. Aber in der Wahlkabine muss gewährleistet sein, dass mir nicht Leute über die Schulter gucken oder jemand sieht, was ich ankreuze. Ich muss die Möglichkeit haben, geheim zu wählen. Ich kann natürlich anderen darüber erzählen. Ich kann mit anderen Leuten diskutieren, warum ich eine bestimmte Partei gewählt habe. Das ist natürlich nicht verboten.
Autor: Das ist also mit „geheim“ gemeint. Danke. Neben diesem Grundsatz gibt es übrigens noch andere, also dass die Wahlen allgemein, unmittelbar, frei und gleich sein müssen. Mehr dazu erfahrt ihr auf Hanisauland.de. Die Internetadresse sage ich auch am Ende des Podcasts noch mal.
Kind: …und ich wollte noch sagen, dass man zwei Stimmen wählen kann, dass die Erststimme Erststimme heißt und die Zweitstimme Zweitstimme. Aber die besondere Stimme ist eigentlich nur die zweite Stimme.
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Autor: Und wie ist das genau mit der Erst- und Zweitstimme. Wie wählt man denn nun eigentlich genau, also was steht auf dem Wahlzettel und was muss man beachten?
Pressesprecher: Bei der Bundestagswahl gibt es zwei Stimmen: die Erststimme und die Zweitstimme. Auf der linken Seite des Stimmzettels in schwarzer Farbe steht die Erststimme. Man kann ein Kreuz machen bei einem Kandidaten oder einer Kandidatin, die sich bewirbt für den jeweiligen Wahlkreis. Und diese Person, die möchte dann gern den Wahlkreis im Bundestag vertreten. Da werden also konkrete Personen gewählt. Dann gibt es die Zweitstimme. Das ist auf der rechten Seite des Stimmzettels in blauer Farbe. Da werden dann die Parteien gewählt. Je nachdem, wie viele Zweitstimmen eine Partei bekommt, danach bemisst sich, wie viele Personen dann tatsächlich in den Bundestag geschickt werden.
Autor: Okay, das heißt, die Zweitstimme entscheidet also darüber, wie viele Abgeordnete die Parteien im Bundestag haben. Wenn man also viele Zweitstimmen hat, bekommt man auch mehr Sitze im Bundestag. Aber eins müssen die Parteien schaffen, um überhaupt in den Bundestag zu kommen, und zwar über die Fünf-Prozent-Hürde zu kommen. Hört sich ein bisschen nach Sportunterricht an. Wenn man über die Fünf-Prozent-Hürde nicht drüber kommt, was passiert dann?
Pressesprecher: Alle Parteien, die weniger als fünf Prozent der Zweitstimmen bekommen, die kommen für gewöhnlich nicht in den Deutschen Bundestag. Es gibt eine Ausnahme. Wenn also eine Partei mindestens drei Personen stellt, die über die Erststimme die meisten Stimmen erhalten in einem Wahlkreis, dann kann sie auch in den Deutschen Bundestag einziehen.
Autor: Warum gibt es diese Fünf-Prozent-Hürde?
Pressesprecher: Der Gesetzgeber, also der Deutsche Bundestag, die Leute haben sich das so überlegt, dass sie nicht wollen, dass zu viele kleine Parteien in den Deutschen Bundestag einziehen und es dann einfach schwieriger ist, Entscheidungen zu treffen.
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Autor: Was haltet ihr eigentlich davon, dass man erst ab 18 wählen darf?
Kinder: Ja, geht. // Also ich finde eigentlich es ganz okay, dass man mit 18 wählen kann, weil ich find es eigentlich gut. // Wenn man halt so klein ist, weiß man nie genau, was man wählen soll. // Ich würde ab 14 Jahren, dass man wählen darf, weil ich finde zwölf ist zu jung. 13 – ich finde, es sollte eine gerade Zahl sein. Aber 18 und 16 finde ich wieder zu alt. // Jede Stimme zählt gleich viel. Wieso gelten Kinderstimmen dann nicht? Und ich bin ja erst zehn Jahre, da habe ich acht Jahre noch. Das dauert mir ein bisschen zu lang auch // Ich finde es blöd, dass die erwachsenen Stimmen nur zählen. Man könnte ja machen, dass vier Kinderstimmen eine erwachsene Stimme ist, damit wir wählen können. // Kinder denken noch nicht so an Wirtschaft und so, sondern wir denken halt mehr an die Natur. Und deswegen finde ich sehr wichtig, dass Kinder auch wählen dürfen, weil wir eine komplett andere Meinung haben als die Erwachsenen.
Autor: Und meint ihr, alle Erwachsenen wissen, was richtig ist?
Kinder: Nicht immer, nicht immer // Manche können auch Fehler machen. // Jeder Mensch macht Fehler. // Es gibt auch manche Erwachsene, die nicht informiert sind und dann einfach irgendwas wählen. Und nicht jeder Erwachsene ist schlauer als ein Kind.
Autor: Wer hat das eigentlich festgelegt mit dem Wahlalter und wer könnte das ändern? Fragen wieder an das Team der Bundeswahlleiterin, Florian Burg.
Pressesprecher: Es gibt ja das Wahlgesetz und es gibt das Grundgesetz und in beiden wird geregelt, wer wählen darf. Das muss auch der Deutsche Bundestag entscheiden. Wir als Bundeswahlleitung können das nicht entscheiden. Und wir müssen uns daran halten, was im Gesetz steht. Da hat man jetzt wieder die Gelegenheit, vielleicht eine Partei zu wählen, die sich dafür einsetzt, dass das Wahlalter gesenkt wird. Wir haben zum Beispiel bei der Europawahl, die ja letztes Jahr stattgefunden hat, da dürfen 16-jährige schon wählen.
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Autor: Vielleicht noch eine Frage zum Schluss: Am Tag nach der Bundestagswahl, sind Sie dann froh, dass es vorbei ist und Sie noch mal eine kleine Pause haben?
Pressesprecher: Das kann man schon sagen. Das ganze Team ist da eigentlich dauerhaft im Einsatz. Und wir sind natürlich froh, wenn dann das Ergebnis veröffentlicht wurde. Wahrscheinlich irgendwann am frühen Morgen. Und dann sind wir schon alle, glaube ich froh und dankbar, wenn wir mal ein bisschen länger schlafen können und nicht mehr jeden Tag uns um die Wahl kümmern müssen.
Autor: Florian Burg war das aus dem Büro der Bundeswahlleiterin. Vielen Dank für das Gespräch.
Pressesprecher: Gerne, Vielen Dank.
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Autor: Das waren eine Menge Infos zur Bundestagswahl. Wir haben trotzdem noch drei Dinge, die du vielleicht noch nicht wusstest:
Kind: Erstens…
Autor: …wird die Briefwahl immer beliebter. Bei der Bundestagswahl 2021 wurde fast die Hälfte der Wahlzettel nicht im Wahllokal am eigentlichen Wahlsonntag abgegeben, sondern per Brief.
Kind: Zweitens…
Autor: …dürfen mehr Frauen als Männer wählen. Es sind rund
31 Millionen wahlberechtigte Frauen und nur rund 29 Millionen Männer, also zwei Millionen weniger. Das liegt daran, dass es etwas mehr Frauen als Männer in Deutschland gibt, unter anderem weil Frauen im Durchschnitt länger leben. Und…
Kind: Drittens…
Autor: …dürfen bei dieser Bundestagswahl 2,3 Millionen junge Deutsche zum ersten Mal wählen. Die meisten sind aber nicht 18 Jahre alt, sondern schon 19, 20 oder 21, weil die Wahl ja normalerweise nur alle vier Jahre stattfindet. Mehr zur Bundestagswahl findet ihr übrigens auf Hanisauland.de. Das ist die Kinder-Website der Bundeszentrale für politische Bildung. Dort könnt ihr auch kommentieren und zum Beispiel schreiben, was ihr von einer Absenkung des Wahlalters auf 16 Jahre haltet.
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Das war „Politik für dich – der Podcast für Kinder zur Bundestagswahl“ von der Bundeszentrale für politische Bildung.
Autor und Produktion: Michael Schulte
Folge 2: Um was wird im Wahlkampf gekämpft?
Podcast Bundestagswahl Folge 2, © bpb.de
Autor: Politik für dich – der Podcast für Kinder zur Bundestagswahl
Kinder: Meine Partei würde MFK heißen. Mehr Ferien für Kinder. // Also ich würde auch für meine eigene Partei kämpfen.
Politikwissenschaftlerin: Damit so ein Plakat unsere Aufmerksamkeit weckt, darf das nicht einfach nur ein riesengroßer Zettel mit jeder Menge Text sein.
Autor: In dieser Folge wollen wir zusammen herausfinden, um was und wie im Wahlkampf eigentlich gekämpft wird.
Musik
Autor: Was meint ihr denn? Warum heißt das eigentlich: Wahlkampf?
Kinder: Also ich vermute mal, dass jeder für seine eigene Partei oder für sich selber kämpft, damit man gewinnt. // Also, ich würde auch für meine eigene Partei kämpfen, weil jeder sollte für seine eigene Partei kämpfen. // Ja, dass man halt am meisten Stimmen bekommt, damit die halt im Bundestag im Mittelpunkt stehen. //
Autor: Wie würde denn eure Partei heißen und wofür würde die eintreten? Habt ihr eine Idee?
Kinder: Meine Partei würde MFK heißen. Mehr Ferien für Kinder.
Autor: Okay, die macht wahrscheinlich irgendwas mit Ferien. Aber was macht die sonst noch so? Ist sie nur für Ferien zuständig.
Kinder: Die macht auch weniger Schulstunden und die kürzer sind, also nur eine halbe Stunde oder so oder 25 Minuten und längere Pausen und mehr Ferien.
Autor: Wie würdet ihr denn dafür kämpfen, dass andere diese Partei, also eure Partei wählen?
Kinder: Also ich würde mir erstmal für meinen Parteiname sehr lange überlegen, damit ich keinen falschen so Sachen überlege. Dann würde ich viele Plakate machen und es halt aufhängen, damit auch jeder weiß, worum es in meiner Partei geht. Und dann würde ich auch Werbung machen für meine Partei und sagen: Wählt mich, weil so und so. // Ich würde mich auch oft ins Internet stellen, sagen, warum die es wählen sollten und was es Deutschland helfen würde.
Autor: Wen könnten wir denn zu dem Thema befragen? Vielleicht eine Politikwissenschaftlerin? Was meint ihr, mit was beschäftigen sich solche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler? Mit Politik? Mit Wahlen?
Kinder: Also ich glaube, die wissen halt nicht, was die Menschen wählen. // Sie beschäftigen sich mit Politik.
Politikwissenschaftlerin: Hallo. Mein Name ist Julia Reuschenbach. Ich arbeite an einer Universität und erkläre dort Studierenden, also Menschen, die dort lernen, wie Politik in Deutschland funktioniert.
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Autor: Was macht denn eine Politikwissenschaftlerin? Das sind sie ja. Was kann man sich darunter vorstellen?
Politikwissenschaftlerin: Die allermeisten denken immer, Politikwissenschaftler würden auch selber Politik machen. Das stimmt aber gar nicht, sondern wir erforschen Politik. Das heißt, wir finden heraus, wie Politik eigentlich funktioniert.
Autor: Vor der Bundestagswahl oder ganz allgemein vor Wahlen spricht man ja immer von Wahlkampf, den die Parteien führen. Das hört sich ganz schön gefährlich an! Wird da wirklich gekämpft?
Politikwissenschaftlerin: Also Gott sei Dank wird nicht gekämpft im Sinne von körperlich gekämpft? Aber Wahlkampf heißt schon, dass die Parteien und die Politikerinnen und Politiker, die in diesen Parteien aktiv sind, die zum Beispiel Bundeskanzler werden möchten, miteinander sozusagen in den Wettkampf gehen. Und Wettkampf heißt: Sie werben in diesem Wettbewerb um die Stimmen der Menschen in Deutschland, die wählen gehen dürfen. Das heißt, sie machen ein Angebot, Sie sagen: Das ist zum Beispiel das, wie ich mir vorstelle, wie man Politik macht für Kinder, Jugendliche und Familien. Oder fürs Klima. Und wollen damit möglichst viele Stimmen für sich gewinnen. Und wenn man es ein bisschen heftiger ausdrücken will, dann nennen es eben Leute auch einen Wettkampf oder Wahlkampf. Wobei mir eigentlich das Wort Wettstreit besser gefallen würde, weil ein Streit um die besten Ideen klingt ein bisschen besser und netter, als zu sagen, da kämpfen Leute gegeneinander.
Autor: Also gut, bleiben wir doch beim Bundestagswahlwettstreit. Langes Wort! Mit welchen Mitteln außer Worten wird denn da noch gekämpft?
Politikwissenschaftlerin: Also der Klassiker, das haben bestimmt auch alle schon mal gesehen, sind Wahlplakate, die hängen an jeder Straße. Manchmal sind sie so groß, dass sie nur an einer Laterne hängen, manchmal sind sie riesengroß und stehen an großen Straßen oder sind an Hauswänden zu sehen. Dann sind natürlich inzwischen auch Politikerinnen und Politiker ganz viel im Internet bei Social Media unterwegs und versuchen über Onlineformate Menschen zu erreichen. Sie geben Interviews, manchmal für lokale Zeitungen, also zum Beispiel in dem Wahlkreis, in den Orten, wo sie auch selber antreten. Wenn man schon ein bisschen bekannter ist, dann gibt man aber häufig auch Interviews oder geht in eine Fernsehsendung, die man in ganz Deutschland lesen oder sehen kann. Und dann gibt es aber auch noch einen Wahlkampf, dass Politikerinnen und Politiker vor allem versuchen, mit Menschen in Kontakt zu kommen. Das heißt, sie verteilen Kugelschreiber und Flyer oder Blumen. Man will vor allen Dingen mit den Menschen, die da an einem vorbeilaufen, ins Gespräch kommen. Man will sie fragen, was ihnen wichtig ist für Deutschland, was sie sich wünschen von der Politik, welche Sorgen sie gerade haben.
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Autor: Was haltet ihr von den Wahlplakaten, die ihr so seht überhaupt?
Kinder: Die wollen halt Aufmerksamkeit auf deren Partei ziehen, damit man sich auch informiert und dass man das auch danach wählt. // Ich vermute mal, die wollen halt Werbung für sich selber machen und die eigene Partei. // Ich finde es schon eine coole Idee mit den Plakaten, weil dann kann man sich auch als Kind mehr beschäftigen mit. Und auch wenn man halt auch zur Schule geht, sieht man ja auch meistens die Plakate auf den Straßen und auf den ganzen Schildern, das finde ich eine coole Idee. // Aber ob die es wirklich einhalten, weiß man ja auch wirklich nicht.
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Autor: Die Politikerinnen und Politiker versprechen auf den Wahlplakaten ja manchmal Sachen, wo man sich nicht sicher ist, ob sie das auch wirklich einhalten können.
Politikwissenschaftlerin: Na ja, ich glaube man muss schon fair sein und sagen: Damit so ein Plakat unsere Aufmerksamkeit weckt, also damit – egal ob Kinder oder Erwachsene – neugierig werden und gucken, was da draufsteht, darf das nicht einfach nur ein riesengroßer Zettel mit jeder Menge Text sein. Also das heißt, dass sie ein bisschen mehr mit Bildern arbeiten oder mit Gesichtern. Zum Beispiel von diesen Politikerinnen und Politikern und weniger mit Text, weil den müsste man ja lesen. Und wenn man an so einem Plakat zum Beispiel im Auto vorbeifährt, kann man gar nicht so schnell lesen. Dann ist das Plakat schon - zack - weg. Also das macht schon Sinn, dass man da was Kurzes, Knackiges drauf schreibt. Aber die Frage ist natürlich, schreibt man da was drauf, was die Menschen einem auch wirklich glauben. Oft versprechen die Parteien auf diesen Plakaten ganz schön große Sachen. Und dann kommt am Ende, wenn dann eine solche Zeit im Bundestag zu Ende geht, nach vier Jahren raus, dass ganz viele dieser großen Versprechen nicht eingelöst werden konnten. Und das führt dazu, dass Menschen sich ärgern über Politik.
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Kinder: Also ich finde es gab schon ein paar Fälle, wo halt Politiker bevor sie gewählt wurden, mehr versprochen haben, als sie es wirklich eingehalten haben. Also ich würde auch wirklich darauf achten, dass es nicht am Ende so wird, dass Leute zu mir quasi sagen: Ja, du hast doch gesagt, das und das. Dann wird es natürlich Theater geben im politischen Bereich.
Kinder: Also ich würde mir auch sehr viele Gedanken machen, dass ich das dann auch einhalte.
Autor: Wovon hängt denn eigentlich ab, ob nun bei Wahlversprechen oder auch beim Wahlprogramm einer Partei, dass die Partei das wirklich auch machen kann?
Politikwissenschaftlerin: Oh, da spielen ganz viele Dinge eine Rolle. Also erstmal ist es so, dass natürlich Parteien, wenn sie ihre Wahlversprechen einlösen wollen, müssen sie tatsächlich gewählt werden. Das heißt, sie müssen so viele Stimmen bekommen, dass sie nachher im Bundestag in der Regierung sein können. Das heißt, sie sind also dann eine der Parteien in dieser Regierung. Meistens bekommen mehrere Parteien viele Stimmen, aber keine so viele, dass sie das ganz alleine regieren darf. Das heißt, man muss dann mit anderen zusammenarbeiten und das ist oft für diese Wahlversprechen dann schon eine große Schwierigkeit, weil – das kann man sich ja auch selber vorstellen –, wenn drei Menschen zum Beispiel ganz unterschiedliche Sachen versprochen haben in einem Thema und dann aber plötzlich zusammenarbeiten sollen, dann muss man sich halt irgendwie einigen. Und was ganz wichtig ist, ist, dass die Politik das den Menschen immer gut erklärt, weil die ja eigentlich darauf warten oder hoffen, dass diese Versprechen auch erfüllt werden, und wenn das dann nicht klappt, dann ist es umso wichtiger, dass Politik erklärt, warum klappt das denn jetzt nicht?
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Autor: Wie informiert ihr euch denn über Parteien? Ihr habt ja schon gesagt, ihr schaut euch die Plakate an, wenn ihr auf dem Weg zur Schule seid. Was gibt es da noch für Möglichkeiten, sich mit Parteien zu beschäftigen?
Kinder: Also das Internet hilft sehr. Man kann halt recherchieren, was eine Partei macht, für was sie kämpft und somit kann man sich gut damit beschäftigen auch wissen, was man wählen würde in dieser Situation. // Ich kann meine Eltern auch fragen und auch Internet, Google. // Ich würde mir so Videos bei YouTube darüber angucken. Das haben wir letztens in der Klasse gemacht, damit wir so mehr über Politik und über das ganze Wählen wissen. // Wir haben auch in der Schule von unserer Lehrerin Blätter bekommen, wo wir auch noch Informationen zum Bundestag lesen können. Zu: Wie es ist in den Wahlen in Deutschland.
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Autor: Nun gibt es ja nicht nur die Wahlplakate, sondern es gibt auch Parteiprogramme. Sind die Parteiprogramme auch sowas wie Wahlplakate? Nur mit viel, viel mehr Text?
Politikwissenschaftlerin: (lacht) Grundsätzlich ja. Aber die Parteiprogramme gehen noch ein bisschen weiter als so ein einzelnes Plakat, weil natürlich, wenn man viel mehr Text schreibt, auch viel mehr Themen da reinpassen. Auf dem Plakat kann ich vielleicht einen Satz schreiben zu einem Thema. Zum Beispiel zu – was weiß ich – Familienpolitik oder Klimapolitik. Aber im Wahlprogramm, da schreiben die Parteien zu allen Themen alles auf, was zum Beispiel so ihre wichtigsten Forderungen sind: Wenn wir regieren dürfen nach der Wahl, das sind die, was weiß ich, fünf oder zehn Sachen, die müssen unbedingt sein, die wollen wir unbedingt schaffen, weil uns das ganz besonders wichtig ist.
Autor: Und welche Rolle spielen eigentlich Kinder in solchen Parteiprogrammen?
Politikwissenschaftlerin: Ja, leider nicht so eine große Rolle, wie es, glaube ich, richtig wäre. Ein bisschen was taucht auch in der Regel auf, wo es um Kinder geht. Zum Beispiel die Frage: Was macht einen guten Kindergarten, eine gute Kita aus? Oder wie stellen wir uns die Schulen in der Zukunft vor? Wie geht gute Bildung in den Schulen?
Autor: Es gibt ja keine Partei für Kinder oder keine Kinder-Partei. Aber sind die Jugendorganisationen der Parteien – also da, wo sich junge Leute als junge Politikerinnen und Politiker einsetzen können – sind die so was in die Richtung?
Politikwissenschaftlerin: Ja, ein bisschen vielleicht. Also Jugendorganisation heißt, dass alle Parteien auch eine, sozusagen eine Gruppe haben, in der Jugendliche auch schon mitmachen können. Also meistens sind die dann so 14 oder 15 Jahre alt. Und die Jugendorganisationen sind auch deshalb toll, weil man da eben auch ausprobieren kann, wie es eigentlich ist, wenn man versucht, Politik zu machen. Denn Politik machen ist auch gar nicht so einfach. Man kann ja nicht einfach auf den Tisch hauen und sagen, das machen wir jetzt so, sondern man muss sich immer mit anderen einigen. Man muss gemeinsame Lösungen finden. Das ist auch gar nicht so einfach.
Autor: Julia Reuschenbach war das, Politikwissenschaftlerin. Vielen Dank für das Gespräch.
Politikwissenschaftlerin: Danke, dass ich hier sein durfte.
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Autor: Jetzt wissen wir also, warum der Wahlkampf Wahlkampf heißt und um was da gekämpft oder gestritten wird. So wie unter Freunden oder in der Familie muss man sich auch in der Politik auf eine gemeinsame Lösung einigen. Das heißt: Nicht alles, was im Wahlkampf versprochen wird, kann auch hinterher eingehalten werden. – Hier aber noch drei Dinge, die du vielleicht noch nicht über den Wahlkampf wusstest:
Kind: Erstens…
Autor: …wurden zur Bundestagswahl 2025 insgesamt 41 Parteien zugelassen. Letztlich angetreten sind aber nur 29 Parteien. Das liegt unter anderem daran, dass nicht alle Parteien genug Unterschriften von Unterstützerinnen und Unterstützern sammeln konnten.
Kind: Zweitens…
Autor: …lohnt sich der Wahlkampf für viele Parteien, auch wenn sie vielleicht nicht in den Bundestag einziehen. Für jede Zweitstimme bekommen Parteien nach der Wahl mindestens 83 Cent jährlich vom Staat. Dafür müssen Sie aber bei der Bundestagswahl oder Europawahl mindestens 0,5 Prozent der Zweitstimmen erreichen.
Kind: Drittens…
Autor: …
…dürfen Wahlkampf-Plakate in den meisten Orten erst sechs bis sieben Wochen vor der Wahl aufgehängt werden. Und nach der Wahl müssen die Plakate innerhalb von ein bis zwei Wochen wieder abgehängt werden. Sonst drohen sogar Geldstrafen.
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Mehr zur Bundestagswahl findet ihr übrigens auf Hanisauland.de. Das ist die Kinder-Website der Bundeszentrale für politische Bildung.
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Das war „Politik für dich – der Podcast für Kinder zur Bundestagswahl“ von der Bundeszentrale für politische Bildung.
Autor und Produktion: Michael Schulte
Redaktion: André Nagel, Leoni Schwan und Cornelia Jonas
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Vielen Dank auch an die Kinder der Grundschule am Schäfersee in Berlin für die Mitgestaltung des Podcasts.
Autor und Produktion: Michael Schulte